> s.u. worum
geht es?
Aktion 0:00
- Fussballer? Nicht vermittelbar!
Die Pay-TV Krise (2).
Nach Berichten des Kicker
sind bei Zahlungsschwierigkeiten von TV-Rechteinhaber Kirch etliche Klubs
stark konkursgefährdet.
Diese haben sich in starke
Abhängigkeit vom Pay-TV Konzept des Medienmoguls begeben und damit
in einen fragilen weil monopolistischen Markt welcher so mit gewachsenen
Wettbewerbssystemen nicht konkurrieren kann, weil ihm die gegenseitige
kreative Befruchtung durch die Wettbewerber fehlt.
Viel schlimmer, durch das
Verstecken der meisten Klubs im Bezahlfernsehen (Liveübertragungen
und intensive visuelle Medienpräsentation gibt es nur, und damit subventioniert,
für die Europapokalklubs), sind potente Sponsoren und Ausrüster
an Trikotwerbung für die kleineren Vereine kaum noch interessiert.
Zwar hat Premiere World
seine Tarifstruktur jetzt geändert, so dass der Sportabonennt (allerdings
teuer) ohne Extraaufpreis auch Spiele wie Freiburg gegen Wolfsburg sehen
darf, doch dies erst seit kurzem und es ändert an der geringen Gesamtzahl
der Abonenten genauso wenig wie an der Struktur: man muss schon bereits
sehr interessiert sein um das Produkt zu kaufen. Interesse für Bundesligafussball
wecken, auch bei Nachfolgegenerationen, kann ein Pay TV nur, wenn man bereits
abonniert ist, bei den anderen verschwinden die PayTV Wettbewerbe aus dem
Bewusstsein bzw. werden in den Hintergrund gedrängt.
Nun haben die Klubs natürlich
nicht begriffen, dass der Geldsegen der letzten Jahre unrealistisch hoch
war, eine Anleihe auf überzogene Prognosen der TV Branche. So wurden
Wettbewerbsstrukturen und -denken geschaffen bzw. vor allem belassen, die
die Klubs zum Geldstaubsauger für Fussballer und ihre Beratungsunternehmen
machten.
Dubiose Allianzen der Geldgier
reichen bis in die Banken, die jetzt bekanntgegebene Verbindung zwischen
Hypovereinsbank, Fussballsponsor und Kirchgeldgeber, Bayern Trainer Ottmar
Hitzfeld und finanzieller Spielerberatung ist lediglich ein publik gewordenes
Beispiel für gegenwärtigen und zukünftigen Filz. Auch mit
der Politik - die Kirch Krise bzw. die Medienpolitik ist nicht nur ein
mögliches zentrales Thema für den Bundestagswahlkampf.
Ein System der Arbeitskräfte
- Marktverknappung durch langfristige Verträge bei mittelmässigen
Spielern dreht das eigentlich günstige Verhältnis in der Zahl
der Möchtegern Profis und der vorhandenen Arbeitsplätze um, horrende
Verträge für Tribünenhocker sind die Folge. Der Fussball
hatte das Bosman Urteil (nicht) verstanden und erfolgreich sein altes System
mit dem Fussballer als Wertbesitz und dem Zahlen von Handgeldern, Ablösesummen
und Schwarzgeldern (bei dem eine Menge Leute etwas vom Kuchen abbekommen)
über die Vertragsdauer wieder eingeführt. Die meisten Fussballer
wechseln einfach vor Ende des Vertrages, die Verträge werden schon
ein Jahr früher neu verhandeln, de facto ist ein 3-Jahresvertrag eigentlich
ein 2-Jahresvertrag.
Die EU-Kommission, die daraufhin
das Bosman Urteil auch dem Sinn nach durchsetzen wollte, beugte sich dem
Druck populistischer Politiker und schwachsinniger Polemik aus dem Fussball
und stimmte einem zahnlosen wie schiefen Kompromiss zu, welcher wie die
halbe Umsetzung des Bosman Urteils zuvor, dem Fussball auch nicht mehr
nützt als schadet.
Jetzt droht die Seifenblase
zu platzen und den Profis das Arbeitsamt. Den Profis das Arbeitsamt? Dem
Arbeitsamt die Profis: 100 Arbeitslose Profis bedeuten mindestens 25 Millionen
Euro Arbeitslosengeld im Jahr!
Dazu wird es nicht kommen.
Geschickt wurde die Dramatisierung der Kirchkrise bis ins Jahr 2002 hinausgezögert
und mit dem Fussball verstrickt: Schröder und Stoiber werden sich
an Hilfestellung gegenseitig überbieten und den Fussball, ja sogar
den plötzlichen heiligen Retter der deutschen Medienlandschaft vor
den bösen ausländischen Investoren, Leo Kirch retten.
Und damit auch das Arbeitsamt...
Worum geht es?
Die Agenturmeldung war lapidar
und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und
ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben,
dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten
für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses
Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht
weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden
werden.
Zusammenhang in diesem Deal
war zunächst auch das Abtreten von Rechten an zusätzlichen
Olympiaübertragungen wie auch EM-Spielen von ARD und ZDF an Premiere
World.
Inzwischen setzte die ARD
Neuverhandelungen durch, hierbei ging es um die Kopplung des Vertrages
an ein Vorkaufsrecht für die viel lukrativeren Spiele der WM 2006.
Der Vertrag ist immer noch
nicht abgeschlossen, es ist aber inzwischen sehr wahrscheinlich, dass ein
grosser Batzen der zwangsweise eingetriebenen Gebühren an Leo Kirch
durchgereicht wird. Und wie gesagt: Es geht nur noch um 24 Spiele, 40 sollen
definitiv auf Premiere World laufen.
Die Hintergründe und
Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass
sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen.
Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil
1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal
für 2002. Teil
2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste
Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang
mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
In Teil
3 ging es um die Struktur des Bundesliga / Premiere Monopols und warum
Liga Präsident Hackmann mit einem eigenen Fernsehkanal droht.
Teil
4 knüpfte den Zusammenhang zu den aktuellen Transferrechtsstreitigkeiten
mit der EU.
In Teil
5 legte die aktuelle Lage einen erneuten Einschub zu der Rechtediskussion
um die WM 2002 nahe.
Teil
6 brachte einige Punkte zum angeblichen Thema TV-Übersättigung
Teil
7 begann damit aufzuzeigen, dass auch Printmedien Interessen verfolgen
und somit keine unabhängige Rolle im Fussballfilz spielen können,
zunächst am Beispiel des Spieler/Funktionsträger-Journalisten
Geflechts
Teil
8 beinhaltet eine Einleitung zum Thema der Verschmelzung der Interessen
innerhalb der Medien und ihren schädlichen Einfluss auf den Wahrnehmungshorizont
des Betrachters
Teil
9 stellte die Frage: 'Untersagt die EU im Herbst die Zentralvermarktung
der Fernsehrechte?'
Teil10
Aktion 0:00 - Bundesliga? kenn ich nicht!
Teil11
Die Ran-Krise
Teil12
Die Pay-TV Krise
Teil13
So wollen die Grossen die Kleinen plattmachen (I)
Teil14
Die verkaufte WM - schon bei der Ziehung
Teil15
So wollen die Grossen die Kleinen plattmachen (II)
[ nächste
Woche mehr ] [ zurück nach
oben ] |