Neue Serie:
WM endlich im Pay TV
- über das grosse Kartell Medien/Fussball (Teil 5).
> siehe unten worum
geht es?
Aus aktuellem Anlass:
Das Theater um die Fernsehrechte für
die WM 2002 - 2.Runde
Die Gespräche zwischen
der Kirch Gruppe und ARD und ZDF über die Übertragungsrechte
für die WM 2002 sind zunächst einmal geplatzt.
Was viele Zeitungskommentatoren
auf den Plan rief und die ARD sogar zu einer 'Christiansen' Diskussion
zur besten Sonntagsabendzeit veranlasste, ist aber nicht mehr als ein Teilaspekt
des ganzen Szenarios und in jener Form nichts als eine Nabelschau der Öffentlich-
Rechtlichen.
Völlig in den Hintergrund
gedrängt wurde in diesem Zusammenhang die wirklich dramatischen Änderungen
in der Positionierung des Fussballs, die nicht durch das Scheitern dieser
Verhandlungen, sondern den Vertragsabschluss der FIFA mit der Kirch Gruppe
zustandegekommen war und die in dieser Serie dargelegt werden sollen.
Reiner Calmund (bei 'Christiansen')
versuchte dem Zuschauer klar zu machen wie schön die Welt mit 24 Spielen
doch sei, doch unfreiwillig entlarvte gerade er die Strukturen als er im
übertragenen Sinne sagte: 'Ich sag dir was gut für dich ist,
also zahl und sei zufrieden'.
Ob die Spiele nun bei ARD
und ZDF oder bei SAT 1 und DSF, oder gar bei tm3 und VOX zu sehen sein
werden ist sicher ein gewisser qualitativer Unterschied, den Quantensprung
vom Kulturgut zum Business und dem Ausschluss des Fans aus dem Kreis der
Fussballfamilie und seiner radioaktiv bestrahlten Zwangsmutation zum Kunden
hat der Fussball aber bereits vollzogen.
Hier ist Deutschland im
übrigen nur ein regionaler Brennpunkt.
Die Frage wieviel denn ARD
und ZDF bezahlen sollen, ist dabei so unwichtig nicht. Doch ist sie mehr
eine Diskussion um das Gebührenfernsehen an sich. Für die Rolle
von ARD und ZDF im Bewusstsein der Gesellschaft ist die WM enorm wichtig,
doch eine WM um jeden Preis pervertiert die Idee:
Hier würden über
die Gebühren dann nicht etwa ARD und ZDF sondern die Kirchgruppe finanziert.
Doch zusätzlich zu
den paar Mark Gebührenerhöhung muss der Fan ja noch ein Abonnenment
bei Premiere World kaufen: und das derzeit schon 40 DM/Monat (nur für
Sport, die meisten Kanäle bleiben dicht, sonst kostet es das doppelte).
Dazu kommt das Emfangsgerät, eine einmalige Anschlussgebühr,
und die Notwendigkeit, einen längeren Zeitraum zu mieten. Bei dem
'All-in-one' Paket verlängert sich das Abo nämlich automatisch
um 1 Jahr und ist nicht etwa monatlich kündbar (also mehrere hundert
Mark).
Vor diesem Hintergrund ist
es nicht etwa die Frage, ob der jetzige Preis für ARD und ZDF akzeptabel
ist, sondern warum die öffentlich rechtlichen bei der Vergabe der
Rechte durch die FIFA gegeizt haben. Auch sie hätten einen fundamentalen
Beitrag zur Verhinderung der jetzt unumkehrbar einsetzenden Entwicklungen
mit der Installation der DDR-Box in deutschen Wohnzimmern leisten können.
Dann wäre vielleicht
auch zu viel Geld gezahlt worden, dieses wäre aber wenigstens an die
Entwicklungshilfe im Fussball geflossen und nicht an einen machtgierigen
Medienunternehmer.
Dessen politische Nähe
zu bestimmten Parteien und deren Positionen wiederum in Aufsichtsräten
der öffentlich rechtlichen Aufsichtsgremien werfen Fragen auf, die
hier nicht gestellt werden können, da sie ohne Kenntnisse der internen
Vorgänge lediglich polemische Spekulation wären.
Worum geht es?
Die Agenturmeldung war lapidar
und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und
ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben,
dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten
für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses
Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht
weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden
werden.
Zusammenhang in diesem Deal
ist auch das Abtreten von Rechten an zusätzlichen Olympiaübertragungen
von ARD und ZDF an Premiere World.
Inzwischen wollte die ARD
neu verhandeln, hierbei ging es um die Kopplung des Vertrages an ein Vorkaufsrecht
für die viel lukrativeren Spiele der WM 2006.
Doch die Gespräche
sind inzwischen gescheitert. Nun wird dieses Paket möglicherweise
bei Privatsendern zu sehen sein, was an der Komposition (40 WM Spiele erstmals
nicht im normalen Fernsehen) aber nichts ändert.
Die Hintergründe und
Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass
sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen.
Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil
1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal
für 2002. Teil
2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste
Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang
mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
In Teil
3 ging es um die Struktur des Bundesliga / Premiere Monopols und
warum Liga Präsident Hackmann mit einem eigenen Fernsehkanal droht.
Teil
4 knüpfte den Zusammenhang zu den aktuellen Transferrechtsstreitigkeiten
mit der EU.
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