Neue Serie:
WM endlich im Pay TV
- über das grosse Kartell Medien/Fussball (Teil 2).
Diesmal: Ran-Bundesligashow
endlich später?
Die Agenturmeldung war lapidar und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und
ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben,
dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten
für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses
Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht
weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden
werden.
Zusammenhang in diesem Deal
ist auch das Abtreten von Rechten an zusätzlichen Olympiaübertragungen
von ARD und ZDF an Premiere World.
Die Hintergründe und
Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass
sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen.
Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil 1 letzte
Woche erklärte Bundesligaskandal den WM-Deal für 2002. Diese
Woche nun eine passende, ganz frische Agenturmeldung und nächste Woche
beginnt Bundesligskandal den Zusammenhang mit dem Konflikt mit der EU deutlich
zu machen.
Aus aktuellem Anlass hier einfach zwei original
Agenturmeldungen, welche perfekt in den letzte Woche geschilderten Kontext
hineinpassen und die Frage nach dem neuen Sinn und Zweck des Sports präzise
und unverblümt zu beantworten helfen:
Hilfe für Premiere: "ran" erst am Samstagabend - TV-Vertrag
ungenau Von Michael Rossmann, dpa
Hannover (dpa) - Mit einem Befreiungsschlag will die Kirch-Gruppe
dem defizitären Pay-TV-Sender Premiere world aus den roten Zahlen
helfen. Die Fußball-Bundesliga-Sendung "ran" auf SAT.1 soll nach
Aussagen von SAT.1- und Premiere-Mitarbeitern von der kommenden Saison
an nicht mehr samstags um 18.30 Uhr laufen, sondern erst am Abend. Mit
dieser Verschiebung sollen neue Kunden zu Premiere gelockt werden. Der
Bezahl-Sender zeigt alle Spiele live und die Zusammenfassung der Fußball-Bundesliga
kurz nach dem Abpfiff der Nachmittags-Begegnungen.
"Es wird in der Gruppe diskutiert, was man zur Optimierung
der Zahlen tuen kann", sagte SAT.1-Sportchef Manfred Martens. Beteiligt
sei daran "die große Sportrunde". Premiere world hat derzeit rund
2,3 Millionen Abonnenten. Das sind viel zu wenig, um Kosten deckend zu
arbeiten. Intern wird mit mindestens drei Millionen Kunden kalkuliert,
um schwarze Zahlen schreiben zu können. Eine spätere Zusammenfassung
des Bundesligageschehens im frei empfangbaren Fernsehen gilt für Pay-TV-Sender
als Schlüssel zum Erfolg.
"Wenn gewisse Maßnahmen nicht funktionieren, um
Zahlen nach oben zu bringen, muss man über andere diskutieren", sagte
Martens. Die erste Fußball-Offensive zu Beginn der laufenden Saison
konnte die Kundenzahl nicht entscheidend verbessern, obwohl seit August
alle Spiele der 1. Liga live gezeigt werden und reichlich Prominenz im
Werbeeinsatz war. Das dazu notwendige Programmpaket kostete allerdings
mehr als 1 000 Mark. Von den 2,9 Millionen Abonnenten, die Premiere-Sportchef
Carsten Schmidt dank des Bundesliga- Komplettangebotes erreichen wollte,
ist der Sender weit entfernt.
Das Problem an den neuen Planungen ist der bis 2004 laufende
Fernsehvertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), der Kirch drei
Milliarden Mark gekostet hat. Darin ist nach DFB-Angaben eine "zeitnahe
Zusammenfassung" der Bundesliga im frei empfangbaren Fernsehen vereinbart.
Dieser ungenaue Begriff lässt Interpretationsspielraum. Der neue Ligachef
Werner Hackmann spricht von einer "Auslegungsfrage". Eine Verlegung der
"ran"-Sendung auf 20 Uhr schließt er nicht kategorisch aus, hielte
sie aber für "nicht glücklich". Einer noch späteren Zusammenfassung
erklärt Hackmann hingegen eine klare Absage: "22 Uhr ist sicher nicht
mehr zeitnah."
Zu den Gedankenspielen im Hause Kirch gehört auch
eine Vorverlegung des so genannten Topspiels am Samstagabend von 20 Uhr
auf 18 Uhr. Ausschnitte dieser Partie würden dann in der später
laufenden "ran"- Sendung gezeigt. Bisher gibt es Bilder vom Samstagabend-Spiel
im "Aktuellen Sportstudio". Der Vertrag mit dem ZDF läuft nach der
Saison aus. Den öffentlich-rechtlichen Sender würde diese Veränderung
hart treffen. Mit dem Topspiel wirbt er eifrig - sogar in den Nachrichtensendungen
- für das traditionsreiche, aber mit Quoten-Problemen kämpfende
Sportstudio. dpa mr yyni ab
Veröffentlicht von
RZ-Online
am 16. Januar 2001 13:41
Kirch-Einstieg in die Formel 1
Rennserie exklusiv im Pay-TV?
München/Hannover - Formel-1-Fans müssen um die
kostenlose Live-Berichterstattung im Fernsehen fürchten. Durch die
Beteiligung am finanziell angeschlagenen Unternehmen EM.TV steigt die Kirch-
Gruppe in die Formel 1 ein und kann so demnächst über die begehrten
Fernsehrechte mitbestimmen.
Mit der exklusiven Berichterstattung über die attraktiven
Rennserie könnte Kirch neue Abonnenten für seinen Pay-TV-Sender
Premiere World gewinnen. Die Motorsport-Freunde haben allerdings noch mindestens
drei Jahre Galgenfrist: Der derzeitige TV- Vertrag mit dem frei empfangbaren
Sender RTL läuft 2003 aus.
Bei Premiere World wird kein Hehl aus den Begehrlichkeiten
gemacht, auch wenn sich am Mittwoch niemand offiziell zu diesem Thema äußern
wollte. "Wenn ich mir Senderechte wünschen dürfte, wäre
es die Formel 1", hatte Premiere-Sportchef Carsten Schmidt schon vor einigen
Wochen gesagt.
Die Rennserie sei neben Fußball die beste Möglichkeit,
um neue Kunden zu locken. Jetzt könnte Schmidts Wunsch kurz vor Weihnachten
in Erfüllung gehen. Neue Kunden sind vor allem deshalb wichtig, weil
die Kundenzahl des defizitären Sendern trotz der ausgeweiteten Fußball-Berichterstattung
bei rund 2,2 Millionen stagniert.
Zwar besitzt Premiere die Pay-TV-Senderechte bis 2006
und zeigt jedes Rennen aus mehreren Perspektiven. Doch es fehlt das Kaufargument,
so lange die Formel 1 auch ohne zusätzliche Zahlung zu sehen ist.
Wenn Kirch als Formel-1-Miteigentümer die deutschen TV- Rechte an
seine eigene Senderfamilie abgibt, liegt das Muster anderer Sportarten
nahe:
Live-Berichterstattung gibt es nur im Bezahlfernsehen,
Zusammenfassungen werden später in den frei empfangbaren Kirchsendern
wie SAT.1 und DSF gezeigt.
Kirchs Vizechef Dieter Hahn hatte schon am Montag klargestellt,
dass die Formel 1 einer der wichtigsten Gründe für den Einstieg
bei EM.TV sei. Die Rennserie stelle einen einzigartigen Wert dar und passe
gut ins Portfolio. Die Kirch-Gruppe kauft 49 Prozent der Formel 1-Anteile
von EM.TV. Damit halten Kirch und EM.TV je ein Viertel der Formel-1-Holding
SLEC; der Rest liegt weiterhin bei Bernie Ecclestone.
EM.TV - und damit nun Kirch - kann aber bis Februar kommenden
Jahres für eine Milliarde Dollar weitere 25 Prozent von Ecclestone
kaufen. Kirch hätte dann sogar die Majorität in der wichtigsten
Motorsportserie der Welt. EM.TV hatte sich Anfang 2000 für etwa 3,3
Milliarden DM die Hälfte der Formel-1-Holding SLEC gesichert.
RTL demonstriert derweil Gelassenheit. Informationsdirektor
Hans Mahr sagte, die Verträge bis 2003 seien entgegen anders lautenden
Gerüchten "niet- und nagelfest". Zudem gehe er davon aus, dass Verhandlungen
für die folgenden Jahre "diskriminierungsfrei" laufen.
Wenn Kirch nur mit sich selber verhandeln würde,
käme es zu Problemen mit den zuständigen Kartellbehörden
in Brüssel und Bonn. "Auch die Hersteller haben kein Interesse, dass
ihre Rennen und Produkte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden",
sagte Mahr.
Veröffentlicht von
express.deAnfang.
Januar 2001 ohne weitere Angaben
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