Neue Serie:
Geschafft! Die WM endlich
im Pay-TV -
Über das grosse
Kartell Medien/Fussball.
Die Agenturmeldung war lapidar
und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und
ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben,
dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten
für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses
Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht
weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden
werden.
Zusammenhang in diesem Deal
ist auch das Abtreten von Rechten an zusätzlichen Olympiaübertragungen
von ARD und ZDF an Premiere World.
Die Hintergründe und
Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass
sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen.
Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen...
1. kurze Einführung
- wie kam es dazu?
Vor einigen Jahren verkaufte
die FIFA unter der Präsidentschaft von Joao Havelange, dem Vorgänger
Sepp Blatters, die Rechte für die Weltmeisterschaften 2002 und 2006
zusammen. Und zwar erstmals nicht an die öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten
Europas sondern an die mit Kirch zusammenhängende Rechtevermarktungsagentur
ISL.
Diese besass nun seit Jahren
die Weiterverkaufsrechte und wartete vor allem in Deutschland die Entwicklung
des Fernsehmarktes ab.
Die FIFA konnte mittlerweile
das Geld verteilen. So erhielt damals jeder Verband 1 Million Dollar. Dies
sollte als finazielle Unterstützung des weltweiten Fussballs dienen,
vor allem der Länder, deren Fussball keine Gelder erwirtschaften konnten.
Das vorrangige Interesse
der Kirch-Gruppe(n) wiederum war natürlich, erstens den Kaufpreis
zu refinanzieren und zweitens über das Vehikel Fussball-WM die Masse
der Fans zum Bezahl- und Digitallfernsehkunden zu machen.
Parallel versuchte man die
Steuerung des Marktes: Freies oder vielfältiges Digitalfernsehen sollte
in seinen umfangreichen Möglichkeiten nur ein Randgruppenprivileg
bleiben, während der Kirch'sche Exklusivklub über die Kartellbildung
mit dem Sport den Wettbewerb ausschaltete. Dies gelang vortrefflich auf
dem Gebiet des Digitalfernsehens vor allem mit der berüchtigten d-box
(siehe Test auf Seite 2), die in Mitwirkung
der Kabeleinspeisungspolitik einen freien Markt technisch sabotierte, während
die Rechtepolitik der genauso kartellähnlich organisierten Ligen und
TV-Anstalten dem langatmig schwächelnden Unternehmen Premiere World
in der Gier nach einem neuen Geldesel dauerhaft unter die Arme griff.
Konnte man sich bisher mit
wenigen Ausnahmen nur alle Neuentwicklungen der Fernsehsportübertragungen
exklusiv sichern (zunehmende Bundesligaliveübertragungen, US-Sport,
zunehmendes Interesse an anderen europäischen Ligen), gelingt nun
erstmals der Einbruch in die Welt der Gewohnheiten des Fernsehzuschauers.
Es gelang, ihm knapp zwei Drittel der WM-Spiele wegzunehmen.
Dies soll sich ähnlich
bahnbrechend auswirken, wie einst die erstmalige Vergabe von Bundeligaexklusivrechten
an teilweise nur über Kabel emfangbare private Sender.
Der endgültigen Etablierung
des Aussschlussprinzips dürfte nun nicht mehr viel im Weg stehen.
[ nächste
Woche mehr ] [ zurück nach
oben ] |