Neue Serie:
WM endlich im Pay TV
- über das grosse Kartell Medien/Fussball (Teil 3).
> siehe unten worum
geht es?
Ein grosses Puzzle ist es,
deren einzelne Teile Bundesligaskandal in dieser schwierigen Serie zu präsentieren
versucht.
Als (Bundes-)Liga-Präsident
Hackmann am vorletzten Sonntag im DSF-Doppelpass die Möglichkeit der
Gründung eines eigenen Fernsehsenders ansprach, begründete er
es damit, bei zukünftigen Rechteverkaüfen nicht mit einem Monopolisten
reden zu müssen.
Gastgeber Brückner
('darüber
wollen wir nicht reden, das ist zu kompliziert') konnte das Thema zwar
schnell beseitigen, doch will Bundesligaskandal die TV-Situation
hier noch einmal kurz beleuchten:
Im Gegensatz zu einigen anderen
Ländern gibt es in Deutschland ein Pay-TV Monopol, denn Premiere World
ist der einzige ernstzunehmende Anbieter. Eine noch ungünstigere Situation
existiert in England, wo Sky eine dermassen starke Position auch gegenüber
den anderen Sendern hat, dass dort viel höhere Preise erzielt werden
können. Auch in Frankreich, dort durch den Vorsprung von Canal+ und
ein ebenfalls weniger stark entwickeltes kommerzielles Free TV, ist Pay-TV
stärker etabliert.
Doch wenn der Fussball weiter
sukzessive ins Pay-TV abwandert, steht auch Deutschland vor neuen Verhältnissen.
Da der Fussball gierig nach immer mehr Einnahmen schaut (bzw. schauen muss,
denn es ist ja ein marktwirtschaftliches Konkurrenzsystem), hätte
er gerne eine Beschleunigung des Prozesses der noch offenstehenden Möglichkeiten:
1. Fussballspitzenereignisse
grundsätzlich im Pay-TV hätte zur Folge das sich mehr Menschen
ein Abonnenment oder/und einen Dekoder zulegen würden. Dies würde
wiederum die Ausbeute drastisch erhöhen.
2. Haben erstmal viele einen
Dekoder, kann die zweite Stufe anlaufen: die besten Ereignisse nur noch
gegen Pay-per-view. Demnächst wird zum ersten Mal das Glasgower Derby
im pay-per-view Verfahren in England verkauft, also nicht mehr im normalen
Pay-TV gezeigt sondern nur noch gegen Extra-Gebühren zusätzlich
zum Abonnement.
Derzeit braucht man in der
Bundesliga das 'Spiel der Woche' noch als Köder für neue Abonnenten.
Hat die Zielgruppe erst einmal komplett das Abo würde das Spiel natürlich
zwangsläufig vom Makt genommen und per Pay-per-View verkauft. Auffällig
ist bereits jetzt, dass nach aktuellem Stand des Terminplans (Kicker 5.2.)
das Topspiel Leverkusen-Bayern eben nicht Topspiel der Woche sein wird,
sondern nur käuflich am Samstagnachmitag zugekauft werden kann.
Womit die Entwicklung praktisch
schon eingeleitet ist.
3. eine Verbindung Pay-TV
mit noch mehr Werbung würde die Ausbeute pro Spielminute weiter optimieren.
Möglich gemacht werden
diese Szenarien durch Ausschaltung des Wettbewerbs auf beiden Seiten: Denn
nicht nur Premiere World ist ein Monopolist, die Bundesliga verkauft ihre
Rechte als Kartell, im Paket und nur als Exklusivrechte für einen
Sender.
Das das auch anders geht,
zeigen Spanien und England/Frankreich: In Spanien verkaufen die Klubs ihre
Rechte individuell, in England/Frankreich sind Länderspiele gleichzeitig
auf mehreren Sendern zu sehen. In Frankreich verkaufen sowohl Canal+ als
auch TPS 6 Spiele gleichzeitig per pay-per-view.
Warum aber sollte die Bundesliga
aber ihre bevorzugte Behandlung durch den Monopolisten aufgeben und einen
eigenen Sender gründen?
Die Bundesliga ist nicht
zufrieden mit der Geschwindigkeit der Entwicklung und den erzielten Erlösen
aus den Verträgen. Deshalb möchte man das Monopol mit einer Scheinaktion
aufheben, um Premiere etwas unter Druck zu setzen.
Die Differenz muss schon
sehr gross sein, soll das Projekt tatsächlich realisiert werden. Denn
wenn ein solches Projekt tatsächlich realisiert würde, müsste
Kirch mit allen Mitteln um den Unterhaltungsmarkt kämpfen: andere
Ligen, andere Sportarten aufbauen, andere Unterhaltungsformen etc.
Doch bis heute hat man sich
ja auch in der Vermarktung von Premiere World nicht besonders erfolgreich
angestellt...
Worum geht es?
Die Agenturmeldung war lapidar
und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und
ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben,
dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten
für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses
Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht
weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden
werden.
Zusammenhang in diesem Deal
ist auch das Abtreten von Rechten an zusätzlichen Olympiaübertragungen
von ARD und ZDF an Premiere World.
Inzwischen möchte die
ARD zwar neu verhandeln, hierbei geht es aber lediglich darum, ein Vorkaufsrecht
für Spiele der WM 2006 an den Vertrag zu koppeln.
Die Hintergründe und
Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass
sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen.
Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil
1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal
für 2002. Teil
2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste
Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang
mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
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Woche mehr ] [ zurück nach
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