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Buliskandal Seite3 - Die Zukunft des Fussball
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6-Mrz-2001
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Neue Serie: 
WM endlich im Pay TV - über das grosse Kartell Medien/Fussball (Teil 6).
> siehe unten worum geht es?

Heute: Stichwort Übersättigung

Wohin die Reise geht, das macht Premiere World dieser Tage in der Bundesliga deutlich. Das 'Top-Spiel der Woche' war einst der Kaufanreiz für das Premiere-Analog Programm. 
Nicht das es anderen Sendern nicht technisch möglich gewesen wäre, ein Fussballspiel live zu übertragen.
Vorbereitungsspiele auf Mallorca, Zweitliga, Drittliga- und sogar Oberligaspiele wurden und werden live übertragen.

Kein Wunder das der 'Kaiser', Franz Beckenbauer,  von Übersättigung spricht.

Doch meint er dies oder meint er die 'Übersättigung' mit Topspielen wie Bundesliga, Europapokal usw.?
Dann will er doch eigentlich Premiere World abschaffen?
Oder meint er nur, dass die Einnahmen höher sein könnten? Denn ein inflationärer Anstieg des Verkaufs von Spielen im Pay-TV, die begrüsst der Fussball seit Jahren. Kaum denkbar, das die Bundesliga Premiere bittet, die Übertragungen einzustellen, falls sich die Zahl der Premiere Kunden verdoppelt...

Eine Zeitlang wurden also die Topspiele der Saison im sogenannten Free-TV live übertragen (5 Stück). Das Topspiel des Spieltages gab es exclusiv in Premiere Analog.
Nicht nur der SAT1 Zuschauer, auch der Premiere Analog Abonnent schaute aber alsbald in die Röhre, denn das Topspiel wanderte in das Digitalpaket ab, am Samstag bleibt der Analogbildschirm fussballfrei. Genauso wie das SAT 1 Programm auf Bundesliga live Spiele verzichten musste.

Nun diente das exklusive Topspiel am Samstagabend als exponierter Werbereisser für das Digitalpaket. Nun kann man gegen Ende der Saison kaum Abonnenten gewinnen, und so könnte der Zuschauer jetzt schon mal ein bischen zusätzlich abgezockt  werden: das Topspiel der Woche ist hin und wieder keins mehr:
23.Spieltag:
Bayern - Köln, Dortmund - Schalke Samstag 1530 h
'Topspiel' stattdesen: Frankfurt - Bremen
29.Spieltag:
Bayern - Schalke Samstag 1530 h
'Topspiel' stattdesen: Dortmund - Hertha
32.Spieltag:
Leverkusen - Bayern Samstag 1530 h
'Topspiel' stattdesen: HSV - Kaiserslautern
beachten: zum Zeitpunkt der Ansetzung sah es nach einem eklusiven Dreikampf Bayern/Schalke/Leverkusen um die Meisterschaft aus.
beachten2: wenn man nicht zusätzlich zum Abo noch eine weitere Gebühr extra bezahlt, gibt es Samstag um 15 Uhr 30 auch nichts zu sehen.

Insgesamt gehen Premiere und der Fussball (Verträge werden zusammen gemacht!) behutsam vor, die Entwicklungsrichtung ist aber eindeutig. Das Ausschlussprinzip wird einen Grossteil der besten Spiele und Veranstaltungen früher oder später zu teuren Exklusivereignissen machen, ein pyramidenartiger Aufbau lässt dem 'normalen' Fernsehkonsument nur noch das angebissene Wurstbrot aus dem Mülleimer an der Bushaltestelle. Die Idee, mittels neuer Technik zusätzliche Angebote zu ermöglichen wird pervertiert, die ohnehin zugänglichen Ereignisse werden dem Konsument weggenommen und durch Ramschware ersetzt.

Das Unwort Übersättigung entsteht dann durch eben dieses Überangebot belangloser und qualitativ niedriger Spiele im 'Free'-TV:
Die besten Spiele (national und international zusammengefasst) finden ja zu einem grossen Teil im Bezahlfernsehen statt (beispielsweise 34*9=304 Bundesligaspiele), was einen Bedarf an Einkauf schlechterer Spiele für die 'freien' bzw. werbefinanzierten Sender nach sich zieht. Nur die bestehenden Kartellstrukturen im Sport und Fernsehmarkt haben hier inflationäre Zustände bis jetzt verhindert. Trotzdem gibt es jede Woche ein Zweitligaspiel (DSF hätte natürlich lieber 1.Liga), über das Jahr jede Menge belangloser Freundschaftsspiele vor leeren Rängen und minderwertige, oft internationale Wettbewerbsspiele wie UEFA Cup Spiele gegen Mannschaften aus Zypern o.ä., die nicht ohne Grund nur Fernsehzuschauer aber keine Stadionzuschauer locken: Hier ist der Wettbewerb zwischen dem Bundesligaspiel und diesem ja offen, wird nicht 'gesteuert'.

Kein Wunder das diese schäbige 'Konkurrenz' durch die Brille des Kaisers als Übersättigungsmüll wahrgenommen wird. Viel lieber hätte er die Ware gänzlich verknappt (und nicht nur die Spitzenware) und den Durst des Fans in horrenden Preisen für den Kauf von Bayernspielen im Pay TV kanalisiert.

Ein Aufbrechen dieser Marktstrukturen könnte nur durch das Kippen der Zentralvermarktungen erreicht werden. Denn mit dem Fernsehkonsumenten gibt es einen klaren Geschädigten bei dieser Wettbewerbsbeschränkung: nicht nur wird er über die Monopolisierung wahllos und muss jeden Preis zahlen, es entwickelt sich auch kein wirklicher Wettbewerb auf dem Fernsehmarkt. So steht auch Premiere mach wie vor ohne Konkurrenz da.

Doch auch kleinere bzw. mittlere Vereine sind der Verlierer. Sie können nicht über Europapokalspiele Werbung für ihren Klub machen, auch ihre regionalen Vermarktungsmöglichkeiten fallen beispielsweise flach. 
Nicht jedes Jahr kann man über Drogenaffairen und uneheliche Kinder den Fussball wieder ins Gespräch bringen, versteckt im Pay-TV könnten gerade die mittleren Vereine verlieren, der öffentliche Focus wird sich noch mehr auf die Topvereine konzentrieren.

Denn das Fernsehverhalten muss heute anders betrachtet werden als noch vor 20 Jahren:
Niemand käme heute beispielsweise auf die Idee das Zeitungsangebot am Kiosk zwangsweise zu beschränken, um das Lesen einer bestimmten Nachricht zu subventionieren. 
Die Zeiten sind vorbei, an denen ein Bundesligaspiel ein herausragendes Ereignis waren, eine Fernsehübertragung konkurrenzlos, zahllose andere Fernsehformate wie zahllose Freizeitangebote, eine Vielzahl von Fernsehprogrammen, Kinopalästen, Sportangeboten, Internet, Videoverleih, Spielekonsolen usw. usw. strömt auf den Zuschauer ein und wirbt um seine Aufmerksamkeit. Nicht nur der Nachwuchs muss hier beworben werden. Auch das Gespräch am Arbeitsplatz verlangt ein gemeinsam zugängliches Ereignis.

Das Verstecken der Ware könnte unterhalb der Topvereine hier sehr problematische Folgen haben. 


Worum geht es?

Die Agenturmeldung war lapidar und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben, dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden werden.
Zusammenhang in diesem Deal ist auch das Abtreten von Rechten an zusätzlichen Olympiaübertragungen von ARD und ZDF an Premiere World.
Inzwischen wollte die ARD neu verhandeln, hierbei ging es um die Kopplung des Vertrages an ein Vorkaufsrecht für die viel lukrativeren Spiele der WM 2006.
Doch die Gespräche sind inzwischen gescheitert. Nun wird dieses Paket möglicherweise bei Privatsendern zu sehen sein, was an der Komposition (40 WM Spiele erstmals nicht im normalen Fernsehen) aber nichts ändert.

Die Hintergründe und Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen. Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil 1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal für 2002. Teil 2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
In Teil 3 ging es um die Struktur des Bundesliga / Premiere Monopols und warum Liga Präsident Hackmann mit einem eigenen Fernsehkanal droht.
Teil 4 knüpfte den Zusammenhang zu den aktuellen Transferrechtsstreitigkeiten mit der EU.
In Teil 5 legte die aktuelle Lage einen erneuten Einschub zu der Rechtediskussion um die WM 2002 nahe.



 

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