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Buliskandal Seite3 - Die Zukunft des Fussball
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13-Mrz-2001
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Einschub:

So verarschen der Kicker, Kuffour, Akonnor & Co. die Fans

Ein unvermeidlicher Filz ist die Verflechtung von Journalisten- und Spielerinteressen. Die Berichterstattung in den Printmedien hat erheblichen Einfluss auf Marktwert, Transfers. Die persönlichen Beziehungen zwischen im Business aktiven Personen, insbesondere auch Spielern (sowie ihren Beratern) und Journalisten sind auf der anderen Seite Grundlage für viele derer Artikel.

In einem solchen Zusammenhang lässt man dann Recherche schon mal Recherche sein und tut einem Spieler oder Trainer auch mal einen Gefallen in der Aussendarstellung. Beispielsweise wenn er von einem ausländischen Klub oder Verband gefeuert worden ist.
Dann hat ein Trainer eben wegen der unzumutbaren Arbeitsbedingungen, obwohl deren er so grosse Erfolge hatte, die Brocken hingeschmissen.
Da internationale Sportmeldungen von einigen Kontinenten sowieso nicht in deutsche Medien transportiert werden, fällt das zumeist auch niemand auf.

Unverfroren aber war es, wie der Kicker letzten Donnerstag den 'schweren Gewissenskonflikt' der Spieler Kuffour und Akonnor berichtete, hin- und hergerissen zwischen Nationalmannschaft und Klub, schweren Herzens entschlossen, das Länderspiel des Jahres gegen Nigeria mit Ghana dem so wichtigen Klubspiel gegen Cottbus bzw. Unterhaching zu opfern.

Eine Verarschung ohne Vergleich!

Denn bereits seit mehreren Tagen zuvor (allerspätestens mit den Meldungen vom 5.3). war mit einigem internationalen Aufsehen begleitet worden, wie Ghanas einheimischer Nationaltrainer Jones Attuquayefio alle in Europa spielenden Profis aus der Mannschaft für das Länderspiel gegen Nigeria geworfen und ausschliesslich einheimische Spieler in sein Aufgebot berufen hatte.
(Hintergründe -> Seite 4)

Kuffour und Akonnor konnten gar nicht auf dieses Spiel verzichten, wären sie angereist, hätte man sie wie im Falle zweier tatsächlich erschienener Spieler (Muhammed Gargo und Stephen Appiah) wieder weggeschickt.

Im Kicker wurde noch am Donnerstag den 8.3. die Legende vom Verzicht im Stile einer griechischen Tragödie inszeniert:

'Kuffour wird "zu achtzig Prozent" nicht zum Länderspiel am Wochende zwischen Ghana und Nigeria reisen. Erstaunlich, denn erstens ist er Kapitän und zweitens gilt diese Partie als Klassiker - als eine Art Deutschland gegen England in Afrika. Stattdessen will er mithelfen gegen Energie Cottbus.' 
schreibt der Kicker. Tatsächlich erstaunlich. 

'Akonnor ... hat gestern, Mittwoch, für das Länderspiel Ghana gegen Nigeria am Sonntag abgesagt. "Der VfL steckt in einer schwierigen Situation, da will ich unbedingt helfen"'

Noch 3 Tage zuvor hatte derselbe Spieler in der selben Zeitung über das Spiel Ghana-Nigeria gesagt "für alle Beteiligten ist es das Grösste, nicht zu toppen" und "Für mich ist die WM 2002 der absolute Traum" Dann lieber gegen Unterhaching?

Es kann unmöglich sein, dass der Kicker als Fachzeitung nichts auffiel. Und schon gar nicht, dass er von den Meldungen der internationalen Agenturen keine Kenntnis hatte. Dies ist für Journalisten ungefähr so, als würde ein Trainer in seiner Startelf mit zwei Torhütern und 9 Nicht-EU-Ausländern auflaufen.

Was daran besonders ärgert, sind die möglichen politischen Motive und Interessen der Beteiligten: 
- die Fachzeitschrift stellt ihre gespielte Kompetenz als Ware in einem Handel den Spielern, Agenten, Klubs (und anderen Medien?) zur Verfügung, wo tut sie das noch?
- der Spieler (und sein Berater) kann beim einheimischen Publikum, wie auch bei anderen Klubs an Image gewinnen und sein Markwert, statt wegen der Degradierung zu fallen, steigt
- die Klubs schaffen Präzedenzfälle für zukünftige Klub gegen Nationalmannschaft Konflikte: ein allgemeiner moralischer Druck auf Spieler wird geschaffen, auf die kommenden Aufgaben (noch 3 Mal Africa Cup, noch 4 Mal WM-Qualifikation) zu verzichten, wenn sogar Ghanas wichtigste Spieler dies im wichtigsten Spiel des Jahres tun.

Nur: es war alles Lüge.

So hat man auch wenig gelesen von der Nutzlosigkeit des Versuchs Otto Addos, die Folgen seiner 5. gelbe Karte auf dieses Wochenende zu 'legen'. Auch er war vom Rausschmiss betroffen.
Weiter südlich auf dem unbekannten Kontinent waren zuvor auch die beiden Kölner Sichone und Sinkala bereits aus der sambischen Nationalmannschaft geflogen, nachdem sie sich wiederholt dem Vorwurf des mangelnden Engagement ausgesetzt waren.

Hier sind Spieler natürlich auch Leidtragende, denn sie stehen von zwei Seiten in einem völlig unmöglichen Terminkonflikt unter ständigem Druck. Es werden nicht wenige sein, die ihnen aus der jeweiligen eigenen Sicht zuflüstert was gut für sie ist.

Diese Entschuldigung gilt aber für den Kicker nicht.


Worum geht es?

Die Installation von willig hingenommenen Ausbeutungssystemen funktioniert nicht ohne eine Manipulation der Wahrnehmung. Da die Augen und Ohren der Fans die Medien sind, spielen auch Printmedien notwendigerweise eine grosse Rolle bei der Effizienz der Profitsteigerung, können erheblichen Einfluss haben auf Akzeptanz oder Ablehnung.
Dach auch sie vom Boom profitieren, ist es oft schwer auf wirklich kritische Distanz zu gehen zumal auch die Medien den Fussball brauchen.
So ist der heutige Einschub nur scheinbar ohne Zusammenhang mit der Fussball/TV Kartellserie. Nächste Woche wird Bundesligaskandal weitere Stränge zwischen TV und Print aufzeigen.

Die Hintergründe und Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen. Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil 1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal für 2002. Teil 2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
In Teil 3 ging es um die Struktur des Bundesliga / Premiere Monopols und warum Liga Präsident Hackmann mit einem eigenen Fernsehkanal droht.
Teil 4 knüpfte den Zusammenhang zu den aktuellen Transferrechtsstreitigkeiten mit der EU.
In Teil 5 legte die aktuelle Lage einen erneuten Einschub zu der Rechtediskussion um die WM 2002 nahe.
Teil 6 brachte einige Punkte zum angeblichen Thema TV-Übersättigung



 

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