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Einschub:
So verarschen der Kicker,
Kuffour, Akonnor & Co. die Fans
Ein unvermeidlicher Filz
ist die Verflechtung von Journalisten- und Spielerinteressen. Die Berichterstattung
in den Printmedien hat erheblichen Einfluss auf Marktwert, Transfers. Die
persönlichen Beziehungen zwischen im Business aktiven Personen, insbesondere
auch Spielern (sowie ihren Beratern) und Journalisten sind auf der anderen
Seite Grundlage für viele derer Artikel.
In einem solchen Zusammenhang
lässt man dann Recherche schon mal Recherche sein und tut einem Spieler
oder Trainer auch mal einen Gefallen in der Aussendarstellung. Beispielsweise
wenn er von einem ausländischen Klub oder Verband gefeuert worden
ist.
Dann hat ein Trainer eben
wegen der unzumutbaren Arbeitsbedingungen, obwohl deren er so grosse Erfolge
hatte, die Brocken hingeschmissen.
Da internationale Sportmeldungen
von einigen Kontinenten sowieso nicht in deutsche Medien transportiert
werden, fällt das zumeist auch niemand auf.
Unverfroren aber war es,
wie der Kicker letzten Donnerstag den 'schweren Gewissenskonflikt' der
Spieler Kuffour und Akonnor berichtete, hin- und hergerissen zwischen Nationalmannschaft
und Klub, schweren Herzens entschlossen, das Länderspiel des Jahres
gegen Nigeria mit Ghana dem so wichtigen Klubspiel gegen Cottbus bzw. Unterhaching
zu opfern.
Eine Verarschung ohne
Vergleich!
Denn bereits seit mehreren
Tagen zuvor (allerspätestens mit den Meldungen vom 5.3). war mit einigem
internationalen Aufsehen begleitet worden, wie Ghanas einheimischer Nationaltrainer
Jones Attuquayefio alle in Europa spielenden Profis aus der Mannschaft
für das Länderspiel gegen Nigeria geworfen und ausschliesslich
einheimische Spieler in sein Aufgebot berufen hatte.
(Hintergründe -> Seite
4)
Kuffour und Akonnor konnten
gar nicht auf dieses Spiel verzichten, wären sie angereist, hätte
man sie wie im Falle zweier tatsächlich erschienener Spieler (Muhammed
Gargo und Stephen Appiah) wieder weggeschickt.
Im Kicker wurde noch am Donnerstag
den 8.3. die Legende vom Verzicht im Stile einer griechischen Tragödie
inszeniert:
'Kuffour wird "zu achtzig
Prozent" nicht zum Länderspiel am Wochende zwischen Ghana und Nigeria
reisen. Erstaunlich, denn erstens ist er Kapitän und zweitens gilt
diese Partie als Klassiker - als eine Art Deutschland gegen England in
Afrika. Stattdessen will er mithelfen gegen Energie Cottbus.'
schreibt der Kicker. Tatsächlich
erstaunlich.
'Akonnor ... hat gestern,
Mittwoch, für das Länderspiel Ghana gegen Nigeria am Sonntag
abgesagt. "Der VfL steckt in einer schwierigen Situation, da will ich unbedingt
helfen"'
Noch 3 Tage zuvor hatte derselbe
Spieler in der selben Zeitung über das Spiel Ghana-Nigeria gesagt
"für alle Beteiligten ist es das Grösste, nicht zu toppen"
und "Für mich ist die WM 2002 der absolute Traum" Dann lieber
gegen Unterhaching?
Es kann unmöglich sein,
dass der Kicker als Fachzeitung nichts auffiel. Und schon gar nicht, dass
er von den Meldungen der internationalen Agenturen keine Kenntnis hatte.
Dies ist für Journalisten ungefähr so, als würde ein Trainer
in seiner Startelf mit zwei Torhütern und 9 Nicht-EU-Ausländern
auflaufen.
Was daran besonders ärgert,
sind die möglichen politischen Motive und Interessen der Beteiligten:
- die Fachzeitschrift stellt
ihre gespielte Kompetenz als Ware in einem Handel den Spielern, Agenten,
Klubs (und anderen Medien?) zur Verfügung, wo tut sie das noch?
- der Spieler (und sein
Berater) kann beim einheimischen Publikum, wie auch bei anderen Klubs an
Image
gewinnen und sein Markwert, statt wegen der Degradierung zu fallen, steigt
- die Klubs schaffen Präzedenzfälle
für zukünftige Klub gegen Nationalmannschaft Konflikte: ein allgemeiner
moralischer Druck auf Spieler wird geschaffen, auf die kommenden Aufgaben
(noch 3 Mal Africa Cup, noch 4 Mal WM-Qualifikation) zu verzichten, wenn
sogar Ghanas wichtigste Spieler dies im wichtigsten Spiel des Jahres tun.
Nur: es war alles Lüge.
So hat man auch wenig gelesen
von der Nutzlosigkeit des Versuchs Otto Addos, die Folgen seiner 5. gelbe
Karte auf dieses Wochenende zu 'legen'. Auch er war vom Rausschmiss betroffen.
Weiter südlich auf
dem unbekannten Kontinent waren zuvor auch die beiden Kölner Sichone
und Sinkala bereits aus der sambischen Nationalmannschaft geflogen, nachdem
sie sich wiederholt dem Vorwurf des mangelnden Engagement ausgesetzt waren.
Hier sind Spieler natürlich
auch Leidtragende, denn sie stehen von zwei Seiten in einem völlig
unmöglichen Terminkonflikt unter ständigem Druck. Es werden nicht
wenige sein, die ihnen aus der jeweiligen eigenen Sicht zuflüstert
was gut für sie ist.
Diese Entschuldigung gilt
aber für den Kicker nicht.
Worum geht es?
Die Installation von willig
hingenommenen Ausbeutungssystemen funktioniert nicht ohne eine Manipulation
der Wahrnehmung. Da die Augen und Ohren der Fans die Medien sind, spielen
auch Printmedien notwendigerweise eine grosse Rolle bei der Effizienz der
Profitsteigerung, können erheblichen Einfluss haben auf Akzeptanz
oder Ablehnung.
Dach auch sie vom Boom profitieren,
ist es oft schwer auf wirklich kritische Distanz zu gehen zumal auch die
Medien den Fussball brauchen.
So ist der heutige Einschub
nur scheinbar ohne Zusammenhang mit der Fussball/TV Kartellserie. Nächste
Woche wird Bundesligaskandal weitere Stränge zwischen TV und Print
aufzeigen.
Die Hintergründe und
Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass
sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen.
Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil
1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal
für 2002. Teil
2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste
Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang
mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
In Teil
3 ging es um die Struktur des Bundesliga / Premiere Monopols und warum
Liga Präsident Hackmann mit einem eigenen Fernsehkanal droht.
Teil
4 knüpfte den Zusammenhang zu den aktuellen Transferrechtsstreitigkeiten
mit der EU.
In Teil
5 legte die aktuelle Lage einen erneuten Einschub zu der Rechtediskussion
um die WM 2002 nahe.
Teil
6 brachte einige Punkte zum angeblichen Thema TV-Übersättigung
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