Neue Serie:
WM endlich im Pay TV
- über das grosse Kartell Medien/Fussball (Teil 8).
> siehe unten worum
geht es?
In der letzten
Folge begann Bundesligaskandal damit, die Interessen und Interessenskonflikte
der Printmedien wie auch der für sie berichterstattenden einzelnen
Journalisten zu untersuchen.
Dort ging es um die Verzahnungen
mit Spielern, Agenten, Clubs am Beispiel einer konkreten, eindeutig nachweisbaren
Lüge im Kicker betreffend der Spieler Kuffour/FC Bayern und Akonnor/VfL
Wolfsburg.
Heute nun geht es um eine
nicht vorhande Unabhängigkeit in der Medienlandschaft wie auch um
das Fehlen einer bedutenden pluralistischen Berichterstattung.
Die Wahrnehmung bestimmt
die Erkenntnis und die Medien sind die Augen und Ohren der Fans.
Bereits vor Jahren bemerkte
Volker Finke, Trainer des SC Freiburg, schon, dass sich sogar die Wahrnehmung
eines selbst gesehenen Spiels unter dem Einfluss der Kraft der anschliessenden
Berichterstattung ändert, sowohl was den Gesamteindruck wie auch einzelner
Szenen betrifft.
Die Kraft der Worte ist niemals
neutral. Jedes Wort hat seine eigene Färbung und jede Reportage ist
eine Metapher, die Eigenschaften herausstellt, sichtbar macht und so gleichzeitig
andere Eigenschaften abschwächt. Dies gilt genauso für (dazu
noch kommentierte) Zusammenschnitte und Auswahl von Bildern. Unter diesen
Umständen ist soetwas wie eine objektive Berichterstattung schlicht
nicht existent.
Um so wertvoller ist es wenn
eine pluralistische Gesellschaft miteinander diskutiert und verschiedene
Sichtweisen auf ein Objekt miteinander austauscht.
Im Fussball ist gerade dies
aber kaum der Fall.
Bei Spielern, Trainern,
Managern selbst herrscht alles andere als eine soziodemographische Vielfalt
und so ist es kein Wunder, das vereinzelte provokante Visionen schnell
abgetan werden während Primitivassoziationen im Karaoke des ewig selben
Geplapper in propagandistischer Medienüberpräsenz schlicht und
einfach nicht mehr eine Sichtweise der Wahrheit sind sondern zu ihr selbst
zu werden drohen.
Der Aufstieg eines Volker
Finke zum Bundesligatrainer (und mehr) ist hier die Ausnahme, die die Regel
bestätigt. Und sie ist begrenzt: Wäre ein Kaiser mit einer konträren
Auffassung des Schullehrers konfrontiert, wäre er schon längst
wieder zum 'ahnungslose Aussenseiter' degradiert.
Doch auch auf der berichterstattenden
Seite ist eine Pluralität kaum zu erkennen.
Das die vorgespielte Vielfalt
SAT1 / DSF / Premiere World längst zu einer gemeinsamen Redaktion
verschmolzen wurde, ist hier fast schon mehr eine illustrierende Anekdote,
die dank einiger Einsparmasnahmen inzwischen auch dadurch sichtbar wird,
das dieselben Gesichter mit verschiedenen Krawatten auf allen diesen Kanälen
auftauchen.
Die Konzentration auf dem
Fernsehmarkt verfügt über die Kraft ihrer totalitären Berichterstattung
unterlegt mit einem auch durch ihre saloppe unterhaltende Form in die Propaganda
abgedriftete Kommentierung (so wird zum Beispiel in jeder Zeitlupe erklärt
was man gerade sieht aber leider in einer sehr undifferenzierten niveaulosen
Form der emotionalen Meinung) natürlich über erhebliche Macht.
Doch auch in den Printmedien
gibt es eine erhebliche Konzentration, mit dem Kicker und der Sportbild
(bzw. der täglichen Bild) als einzige ernstzunehmende wahrgenommene
überregionale Informationsträger.
Das ab einem bestimmten
Niveau der Auseinandersetzung mit dem Thema der Kicker (und mit Abstrichen
die Sportbild) auch für die Entscheidungsträger im Fussball massgeblichen
Einfluss hat, ist naheliegend. In den letzten Jahren ist hier noch der
Sonntagsstammtisch 'Doppelpass' des DSF hinzugekommen, in dem sich Journalisten
(oft Stammgäste und inzwischen selbst so etwas wie 'Stars') in der
Wahrnehmung ihrer Macht und gegenseitiger Bestätigung ihrer Kompetenz
suhlen.
Dass somit in Folge die Wahrnehmung
des einen Mediums im anderen immer erheblicher für das Ego und auch
für den wirtschaftlichen Erfolg ist, ist ebenso naheliegend.
In einem Zeitalter in dem
die Bildung immer grösserer umfassenderer Medienkonzerne tägliches
Genehmigungsbrot der Kartellämter ist, verstricken sich Sport, TV,
und Print in zwangsläufige gegenseitige Abhängigkeiten wie am
aktuellen Thema Formel 1 nach dem Kirch-Einstieg zu sehen ist.
Natürlich wird bei einer
solchen Verschmelzung dann die Sicht des einen Mediums pragmatischerweise
im anderen eher bestätigt als konterkariert. Dies wiederum lässt
eben den, für den Medien Augen und Ohren sind mit dem Verdikt über
die Dinge, mit einem Ansichtsmonopol konfrontiert was man eher der Presselandschaft
eines totalitären Regimes vermutet als in Deutschland und das es deshalb
noch problematischer macht: anstatt diesen Wahrnehmungen wenigstens zu
misstrauen, betrachtet man sie als kompetent, als wahrhaftig.
Das durchaus schon kleine
Anfänge solcher Abhängigkeiten oder Verstrickungen zwischen TV
und Printmedien zu beobachten sind, wird Bundesligaskandal in der nächsten
folge anhand von Beispielen zeigen.
Worum geht es?
Die Agenturmeldung war lapidar
und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und
ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben,
dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten
für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses
Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht
weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden
werden.
Zusammenhang in diesem Deal
ist auch das Abtreten von Rechten an zusätzlichen Olympiaübertragungen
von ARD und ZDF an Premiere World.
Inzwischen wollte die ARD
neu verhandeln, hierbei ging es um die Kopplung des Vertrages an ein Vorkaufsrecht
für die viel lukrativeren Spiele der WM 2006.
Doch die Gespräche
sind inzwischen gescheitert. Nun wird dieses Paket möglicherweise
bei Privatsendern zu sehen sein, was an der Komposition (40 WM Spiele erstmals
nicht im normalen Fernsehen) aber nichts ändert.
Die Hintergründe und
Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass
sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen.
Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil
1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal
für 2002. Teil
2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste
Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang
mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
In Teil
3 ging es um die Struktur des Bundesliga / Premiere Monopols und warum
Liga Präsident Hackmann mit einem eigenen Fernsehkanal droht.
Teil
4 knüpfte den Zusammenhang zu den aktuellen Transferrechtsstreitigkeiten
mit der EU.
In Teil
5 legte die aktuelle Lage einen erneuten Einschub zu der Rechtediskussion
um die WM 2002 nahe.
Teil
6 brachte einige Punkte zum angeblichen Thema TV-Übersättigung
Teil
7 begann damit aufzuzeigen, dass auch Printmedien Interessen verfolgen
und somit keine unabhängige Rolle im Fussballfilz spielen können,
zunächst am Beispiel des Spieler/Funktionsträger-Journalisten
Geflechts
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