Die WM-Auslosung:
Ist
Italien schon Weltmeister?
Der alte Setztrick
hat wieder funktioniert ...
*die Einfärbung der
Teams entspricht einer streng mathematischen Berechnungsformel die aus
einem Index 5 Klassen von unterschiedlichen Stärken der Mannschaften
gebildet hat.. Grundlage waren die in den Quoten kodierten Expertenmeinungen
der Wettbüros VOR der Auslosung, den wahrscheinlich seriösesten
Einschätzungen, denn sie leben davon.
Irgendwie kann man sich
des Eindrucks nicht erwehren, im Kampf um die beste Auslosung bei der
WM haben die Europäer einige mathematische Spezialisten, welche die
anderen immer wieder hereinlegen. So war bereits vor der Auslosung die
Wahrscheinlichkeit grösser, dass die Europäischen Topseeds (die
gesetzten Gruppenköpfe) leichtere Gruppen bekommen als ihre südamerikanischen
(und asiatischen) Widerparts. Das bei der UEFA unbeliebte England wurde
hier gerne geopfert, wie schon bei der Auslosung der Qualifikationsgruppen,
als natürlich das Heimatland des dicken UEFA Funktionärs und
guten Freunds seiner deutschen Kollegen, Johannson, Schweden als Topkraft
des europäischen Fussballs Gruppenkopf wurde, während England
oder Portugal sogenannte 'Todesgruppen' bildeten.
Obwohl also die WM-Auslosung
so fair wirkte, da sie abgesehen von den gesetzten Gruppenköpfen nach
Kontinenten gelost wurde, waren doch kleine Eigenheiten eingebaut, die
die Wahrscheinlichkeiten zugunsten der Europäer erheblich verschoben.
MÖGLICH waren natürlich auch andere Konstellationen, auch noch
einseitigere, aber schon die Verschiebung der Wahrscheinlichkeiten war
sehr wirksam.
Zunächst das Setzen
an sich: die FIFA Weltrangliste als Grundlage zu nehmen ist ungerecht.
Dort zählt, das Spiele stattfanden, was für Spiele stattfanden
usw. Deswegen ist in der aktuellen Weltrangliste (Nov/Dez 2001) Kolumbien
weit vorne, weil es eine zweitklassig besetzte Copa America im eigenen
Land gewonnen hat. Eine Mannschaft, die sich nicht einmal für die
WM qualifizieren konnte.
Afrikanische Länder
haben in der Weltrangliste keine Chance. Denn wenn sie gegeneinander spielen,
gibt es weniger Punkte als wenn Europäer oder Südamerikaner gegeneinander
spielen. Heimspiele gegen Euopäer oder Südamerikaner gibt es
hächstens einmal für Tunesien, Marokko oder Südafrika, und
auch das nur selten. Der Aufwand für Freundschaftsspiele ist für
die Afrikaner ohnehin (zu) hoch, meist treten sie mit 4 Stunden zuvor zusammengewürfelten
Teams an. Diese Länder erreichen gar nicht die in die Wertung eingehende
Zahl von Spielen. So krebst Nigeria seit Jahren auf Position 50 der Weltrangliste
herum, so auf dem Level von Island. Überhaupt ist es eigenartig, dass
die Kriterien einen Tag und nicht mindestens vier Jahre vor der Auslosung
festgelegt werden.
Der Trick bei der Auslosung
war aber anders:
Er funktionierte über
die 3 überzähligen Europäer im 2. Topf. Dieser zweite Topf
aus 11 europäischen Mannschaften wurde nicht klassifiziert, so dass
auch Hochkaräter wie England oder/und Portugal zu diesen 3 überzähligen
Europäern gehören konnten. Diese 3 Europäer konnten dann
aber nicht mehr zu den Gruppen der europäischen Topseeds Italien,
Frankreich, Deutschland, Spanien hinzugelost werden. Damit sank die Chance
signifikant, dass Italien oder Deutschland gegen England würde spielen
müssen. Währenddessen stieg die Chance erheblich, dass Brasilien
und/oder Argentinien eine Hammergruppe erwischten.
Auswirkungen hatte dies
auch auf die Zulosung der beiden mutmasslich schwächsten Teams aus
China und Saudi Arabien. Ob dies am Ende wirklich so sein wird ist eine
Frage. Jedenfalls musste durch diese europäische Zulosung von 3 Teams
auf die nichteuropäischen Topseeds für die 3.Mannschaft in der
Gruppe mindestens einer dieser beiden einem europäischen Gruppenkopf
zugelost werden, die Chance war sogar gross, dass es beide sein würden.
So blieb auch noch eine Hintertür der grösseren Wahrscheinlichkeit,
dass Portugal oder England in eine der vermeintlich leichteren Gastgeber
gruppen rutschen könnten. Auch dieses ging auf.
Quintessenz war: Eine so
schwere Gruppe wie die für Argentinien war nur für die beiden
südamerikanischen Gruppenköpfe möglich, Mindestens eine
ganz leichte Gruppe war für die Europäer höchstwahrscheinlich.
Letztlich hatte Brasilien
viel Glück bei der Auslosung, Argentinien viel Pech. Doch das eigentlich
die Weltmeisterschaft noch viel stärker beeinflussende Szenario war
tatsächlich Glück oder Pech, kombiniert mit einem eigenartigen
Spielplan, der die Ermittlung der Finaltisten streng in zwei Hälften
teilt. Bleibt der Spielplan so wie er ist, können Teams aus den Gruppen
B,D,E,G erst im Finale auf die der Gruppen A,C,F,H treffen.
Das bedeutet das von den
drei mutmasslich stärksten Mannschaften der Welt höchstens
eine im Finale stehen wird, auf der anderen Seite mit grösster Wahrscheinlichkeit
ein Europäer.
Ja man könnte soweit
gehen, zu sagen, dass Italien schon so gut wie fürs Finale qualifiziert
ist. Jedenfalls braucht Italien nur eine Weltklassemannschaft zu schlagen
(im Finale) um Weltmeister zu werden. Eine doch wesentlich zu leichte Aufgabe.
Im Gegensatz dazu müssen Frankreich, Argentinien, Brasilien schon
eine, zwei, vielleicht drei solche Gegener überwinden, um überhaupt
ins Finale zu kommen. wenn alles wie gesetzt läuft würde Frankreich
im Achtelfinale auf England, in Viertelfinale auf Brasilien und im Halbfinale
auf Argentinien treffen. Und dann noch im Finale die Italiener schlagen?
Da gehört bei allem Können eine überproportionale Portion
Glück dazu. Diese Auslosung hat die Wahrscheinlichkeiten, wer Weltmeister
wird, stark verschoben.
Es ist halt ein Pokal. Wer
sich rühmt eine der vier besten Mannschaften der Welt zu sein, wenn
er ins Halbfinale kommt, oder gar die beste zu sein, wenn er aus der leichten
Hälfte kommend, Weltmeister wird, hat dieses verkannt.
Letztlich kommt wahrscheinlich
sowieso alles anders als gedacht...
So ist auch Deutschland in
der 'geschenkten' Hälfte und hat, falls man sich für die zweite
Runde qualifiziert eine Riesenchance Vizeweltmeister zu werden. Die Chance
auf einen afrikanischen Weltmeister ist übrigens trotz der schweren
Lose für Nigeria und den Senegal (als potentielles Überraschungsteam)
ebenfalls noch erhalten: Kamerun als stärkste Mannschaft des Kontinents
hat fast die gleiche Ausgangsposition wie die Deutschen.
Die FIFA sollte die angesetzten
Halbfinals überdenken, zumal mit Japan auch noch der klar stärkere
der beiden Gastgeber in der schweren Hälfte ist. Ausserdem ist es
unbefriedigend wenn Finalkonstellationen wie Argentinien-Frankreich etc.
von vorneherein ausgeschlossen sind und wie bei diesem Spielplan möglich,
Gruppengegner bereits im Halbfinale wieder aufeinander treffen können,
was vermeidbar wäre.
Gemacht wurde dieser Plan
wahrscheinlich damit Korea und Japan nicht vor dem Finale gegeneinander
spielen könnten. Ein sowieso unwahrscheinliches Szenario.
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