> s.u. worum
geht es?
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So will die Bundesliga
die unterklassigen Vereine plattmachen...
Teil 2
Die Nationalmannschaft und
die Ausbildung der jungen Spieler sind den grossen Bundesligaklubs eine
Herzensangelegenheit. Natürlich möchte man diese Spieler so auch
nicht wie zum Beispiel in Italien üblich an kleinere Klubs ausleihen,
um Spielpraxis und Erfahrung im Erwartungsstress eines Klubs zu sammeln,
sondern sie sollen zu Hause bei Mama, in den "Amateur"-Teams der Erstligisten
spielen. Immer mehr haben sich diese in den letzten Jahren mit Spielern
eingedeckt, um konkurrenzfähige zweite Mannschaften zu stellen, die
ein solches Umfeld für die Talente bieten, damit diese in den höchsten
"Amateur"-Klassen mithalten können.
Doch die Strategie hat eine
zweite Ebene: sie expandiert den Keil zwischen den derzeitigen Bundesligisten
und den Traditionsteams, die momentan in der ausgedünnten Spitze des
Elitefussballs keinen Platz mehr haben (siehe letzte
Folge).
Immer mehr zweite Mannschaften
der Bundesligisten drängen in die Regionalliga und besetzen die Aufstiegsplätze
der Oberligen. Oft funktionieren sie auch noch als Fahrstuhmannschaften
und nehmen den 'richtigen' Klubs so die attraktiven Aufstiegsperspektiven.
Sie verpesten geradezu den Amateurfussball.
Die Spiele der zweiten Mannschaften
der Bundesligisten will kaum jemand sehen, im Gegensatz zu Fortuna Düsseldorf,
Eintracht Braunschweig, Kickers Offenbach, oder RW Essen. Von den
Traditionsklubs aus dem Osten wie Dynamo Dresden gar nicht zu reden.
Doch mit dem vielen Geld
bauen die Bundesligisten immer stärkere zweite Mannschaften, schaffen
immer unattraktivere Ligen und vertreiben so immer mehr Zuschauer aus den
Stadien der mittelgrossen Städte. Diese fahren stattdessen längere
Strecken zu den Bundesligastadien und geben ihr Geld für Bezahlfernsehabos
aus. Dieses Geld wandert wiederum in die Verstärkungen der Kader der
Bundesligisten, ihrer zweiten und wahrscheinlich bald dritten Mannschaften.
Schon ist der Angriff auf
die zweite Liga geplant. Anstatt die Struktur des deutschen Fussballs mit
dem Geld zu stärken, wird er geschwächt und nur die Struktur
der Ligaklubs gefördert. Die Forderungen sind bereits laut, dass die
zweiten Mannschaften der Bundesligisten auch in der zweiten Liga spielen
dürfen sollen. Eine Folge wäre eine notwendige weitere Verstärung
der Kader, denn niemand will dort als Tabellenletzter Erfahrungen sammeln.
So werden auch bei Bayern, Kaiserslautern & Co. Trainer der zweiten
Mannschaften wegen Erfolgslosigkeit gefeuert.
Immer geringer wird die Chance
der RW Essen, Kickers Offenbach usw. sich in diesem Umfeld dauerhaft zu
erholen, mindestens in die zweite Liga zu kommen. Zwar wird es immer wieder
mal einer schaffen (derzeit sind dieses zum Beispiel Alemannia Aachen und
Hannover 96), doch das wird die Ausnahme sein. Diese Vereine werden in
ihrer Masse in der relativen Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Ein Blick auf die aktuellen
Oberligatabellen mag dies verdeutlichen:
Schon im Vorjahr scheiterte
der Wuppertaler SV trotz herausragender Punktzahl per Torverhältnis
an Bayer Leverkusen A, die in der Schlussphase der Meisterschaft natürlich
alles verfügbare an Profis in die Wagschaale warfen. Dieses Jahr nun
droht die zweite Mannschaft des 1.FC Köln diesen Platz dem Ex-Bundesligisten
wegzuschnappen.
In der Oberliga Westfalen
dominieren klar die beiden Ableger von Schalke 04 und Borussia Dortmund
und werden den Aufsteiger unter sich ausmachen.
In Bayern jagen die zweiten
Mannschaften von Greuther Fürth und München 60 Tabellenführer
Augsburg und in Hessen stehen Eintracht Frankfurts Amateure an der Tabellenspitze.
Nur in Baden-Würtemberg
und im Südwesten haben die Amateure von Mainz und Waldhof Mannheim
dagegen schon ein paar Punkte Rückstand auf die jeweiligen Tabellenführer,
die zweiten Mannschaften von Stuttgart und Kaiserslautern sind ja bereits
in der Regionalliga wie noch die dreier weiterer Bundesligisten.
Am schlimmsten trifft es
den Osten. Dort leiden die Traditionsklubs aus Jena, Dresden und Leipzig
schon lange am Armenmobbing mit der 'Antiost-Quote': Diese ist das Gegenteil
zur Frauenquote - mit besonders wenig Aufstiegsplätzen soll die Entwicklung
des Klubfussballs in den 'neuen Bundesländern' möglichst gehemmt
werden. So haben 5 Bundesländer inklusive Berlin hier genauso viel
Aufstiegsplätze wie Hessen alleine: einen einzigen!! Vor der Annektion
des Ostfussballs hatte einmal Berlin West alleine für sich eine bessere
Quote.
Diese Oberliga Nordost ist
in zwei Staffeln geteilt, in der einen drängeln sich die grossen Namen
an der Tabellenspitze. Doch der Meister muss am Ende der Saison ein Entscheidungsspiel
um den Nadelöhrplatz gegen den anderen Staffelsieger spielen, und
der Tabellenführer dort heisst - Hertha BSC Amateure.
Ähnlich ist die Situation
im Norden. Auch hier zwei Staffeln, auch hier führt in einer souverän
ein Bundesligist - der HSV.
In den grauen Zellen des
DFB hat man den Generalangriff der DFL noch nicht bemerkt. Denn das Tarnargument
ist einfach zu schön: Nationalmannschaft...
*Stand der erwähnten
Tabellen Dezember 2000
Worum geht es?
Die Agenturmeldung war lapidar
und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und
ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben,
dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten
für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses
Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht
weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden
werden.
Zusammenhang in diesem Deal
war zunächst auch das Abtreten von Rechten an zusätzlichen
Olympiaübertragungen wie auch EM-Spielen von ARD und ZDF an Premiere
World.
Inzwischen setzte die ARD
Neuverhandelungen durch, hierbei ging es um die Kopplung des Vertrages
an ein Vorkaufsrecht für die viel lukrativeren Spiele der WM 2006.
Der Vertrag ist immer noch
nicht abgeschlossen, es ist aber inzwischen sehr wahrscheinlich, dass ein
grosser Batzen der zwangsweise eingetriebenen Gebühren an Leo Kirch
durchgereicht wird. Und wie gesagt: Es geht nur noch um 24 Spiele, 40 sollen
definitiv auf Premiere World laufen.
Die Hintergründe und
Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass
sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen.
Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil
1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal
für 2002. Teil
2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste
Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang
mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
In Teil
3 ging es um die Struktur des Bundesliga / Premiere Monopols und warum
Liga Präsident Hackmann mit einem eigenen Fernsehkanal droht.
Teil
4 knüpfte den Zusammenhang zu den aktuellen Transferrechtsstreitigkeiten
mit der EU.
In Teil
5 legte die aktuelle Lage einen erneuten Einschub zu der Rechtediskussion
um die WM 2002 nahe.
Teil
6 brachte einige Punkte zum angeblichen Thema TV-Übersättigung
Teil
7 begann damit aufzuzeigen, dass auch Printmedien Interessen verfolgen
und somit keine unabhängige Rolle im Fussballfilz spielen können,
zunächst am Beispiel des Spieler/Funktionsträger-Journalisten
Geflechts
Teil
8 beinhaltet eine Einleitung zum Thema der Verschmelzung der Interessen
innerhalb der Medien und ihren schädlichen Einfluss auf den Wahrnehmungshorizont
des Betrachters
Teil
9 stellte die Frage: 'Untersagt die EU im Herbst die Zentralvermarktung
der Fernsehrechte?'
Teil10
Aktion 0:00 - Bundesliga? kenn ich nicht!
Teil11
Die Ran-Krise
Teil12
Die Pay-TV Krise
Teil13
So wollen die Grossen die Kleinen plattmachen (I)
Teil14
Die verkaufte WM - schon bei der Ziehung
Teil15
So wollen die Grossen die Kleinen plattmachen (II)
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