> s.u. worum
geht es?
aktuell:
Untersagt die EU im Herbst
die Zentralvermarktung der Fernsehrechte?
Einem Bericht des Kicker
zufolge hat sich der Dortmunder Präsident Dr. Gerd Niebaum vor der
Europäischen Kommission gegen die Zentralvermarktung der Fernsehrechte
ausgesprochen, wie sie in Deutschland praktiziert wird.
Die Kommission untersucht,
inwieweit durch die kartellähnliche Zentralvermarktung (Bundesligaskandal
berichtete), der Markt zum Nachteil des Verbrauchers behindert wird.
Sollte sie sich nicht wie
in der Frage der Spielerverträge politischem Druck und populistischer
Polemik beugen, kann eigentlich kein Zweifel daran bestehen, dass sie die
deutsche Variante für unrechtmässig erklärt. Man denke nur
daran, wie durch dieses System ein Pay-TV Markt mit einem einzigen Monopolisten
entstanden ist, der so gut wie nicht mehr aufbrechbar scheint, da dieser
auf der technischen Seite seine Kunden mit Geräten ausgerüstet
hat, die vorsorglich für etwaige Konkurrenz untauglich sind (Premiere).
Die Dortmunder Sicht ist
aber eine andere: eigentlich forderte Niebaum nicht die Abschaffung der
Zentralvermarktung, sondern die Gleichsschaltung der Regelungen innerhalb
Europas. In Italien und vor allem Spanien nämlich verdienen die Topklubs
erheblich höhere Summen trotz kleinerer Fernsehmärkte, da sie
sich einzeln vermarkten können. Es ist zwar aufgrund der oben erwähnten
entstandenen Kartellsituation kaum davon auszugehen, das deutsche Klubs
kurzfristig ähnliche Summen erzielen können, doch bei einer Abschaffung
der Zentralvermarktung, glauben Analysten, würden zumindest Bayern
und Dortmund hier zulegen können.
Es ist dann auch vorstellbar,
das Klubs zum Beispiel aushandeln, eigene Kanäle in verschlüsselten
Paketen zu senden, wie das in Italien, Spanien, und England mit Milan Channel,
Roma Channel, Real Madrid TV, oder ManU TV schon länger der Fall ist.
Sogar Olympique Marseille hat einen eigenen Kanal.
Allzuviel Bedeutung sollte
man diesen aber nicht zumessen.
Niebaum ist selbst Jurist
und eine andere Aussage als die von ihm getätigte (dem Kicker zufolge
sprach er von einem 'rechtswiedrigen Zustand') hätte ihm sicherlich
seinen beruflichen Ruf ruiniert. Das aber auch im Fussball das Interesse
die Erkenntnis bestimmt ist klar.
Ein Klub wie Leverkusen
beispielsweise, der auch in der Spitzengruppe der Bundesliga sein kleines
Stadion kaum füllt, wird anders denken.
Für Klubs wie Eintracht
Frankfurt oder Werder Bremen bestünde aber bei geschickten Verträgen
(meint: nicht im Bezahlfernsehen verstecken, sondern beispielsweise die
regionale Schiene zu nutzen) die grosse Chance sich breitenwirksam zu präsentieren,
für Sponsoring und Vermarktung noch interessanter zu machen. Hier
ist man von der Flexibilität der Fernsehsender abhängig und auch
von eigener Phantasie. Zu befürchten sind aber eher kurzfristig gedachte
und schnelle Abschlüsse, denn die Fernsehrechte sind von den meisten
Klubs schon vorsorglich an Vermarkter abgetreten worden, die sich um Öffentlichkeitswirkung
und Sponsorenkontakten wahrscheinlich weniger kümmern, als um ihre
eigene Provisionsgrösse.
Auch wäre eine Art weitere
illiusionäre Verpuffung zu befürchten: ein Effekt wie man ihn
schon in den 90er Jahren hatte. Eine kurzfristige Überpopularität
des Fussballs als Unterhaltungsobjekt, die von den Protagonisten dann fälschlicherweise
als substanziell und in der anschliessenden Phase als rezessiv eingestuft
würde. Unter dem Strich aber hat der Fussball in den letzten 15 Jahren
unglaublich zugelegt. Viel Raum nach oben bleibt da kaum.
Worum geht es?
Die Agenturmeldung war lapidar
und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und
ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben,
dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten
für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses
Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht
weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden
werden.
Zusammenhang in diesem Deal
war zunächst auch das Abtreten von Rechten an zusätzlichen
Olympiaübertragungen wie auch EM-Spielen von ARD und ZDF an Premiere
World.
Inzwischen setzte die ARD
Neuverhandelungen durch, hierbei ging es um die Kopplung des Vertrages
an ein Vorkaufsrecht für die viel lukrativeren Spiele der WM 2006.
Der Vertrag ist immer noch
nicht abgeschlossen, es ist aber inzwischen sehr wahrscheinlich, dass ein
grosser Batzen der zwangsweise eingetriebenen Gebühren an Leo Kirch
durchgereicht wird. Und wie gesagt: Es geht nur noch um 24 Spiele, 40 sollen
definitiv auf Premiere World laufen.
Die Hintergründe und
Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass
sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen.
Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil
1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal
für 2002. Teil
2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste
Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang
mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
In Teil
3 ging es um die Struktur des Bundesliga / Premiere Monopols und warum
Liga Präsident Hackmann mit einem eigenen Fernsehkanal droht.
Teil
4 knüpfte den Zusammenhang zu den aktuellen Transferrechtsstreitigkeiten
mit der EU.
In Teil
5 legte die aktuelle Lage einen erneuten Einschub zu der Rechtediskussion
um die WM 2002 nahe.
Teil
6 brachte einige Punkte zum angeblichen Thema TV-Übersättigung
Teil
7 begann damit aufzuzeigen, dass auch Printmedien Interessen verfolgen
und somit keine unabhängige Rolle im Fussballfilz spielen können,
zunächst am Beispiel des Spieler/Funktionsträger-Journalisten
Geflechts
Teil
8 beinhaltet eine Einleitung zum Thema der Verschmelzung der Interessen
innerhalb der Medien und ihren schädlichen Einfluss auf den Wahrnehmungshorizont
des Betrachters
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