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Buliskandal Seite3 - Die Zukunft des Fussball

5-Jun-2001
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> s.u. worum geht es?

aktuell:

Untersagt die EU im Herbst die Zentralvermarktung der Fernsehrechte?

Einem Bericht des Kicker zufolge hat sich der Dortmunder Präsident Dr. Gerd Niebaum vor der Europäischen Kommission gegen die Zentralvermarktung der Fernsehrechte ausgesprochen, wie sie in Deutschland praktiziert wird.

Die Kommission untersucht, inwieweit durch die kartellähnliche Zentralvermarktung (Bundesligaskandal berichtete), der Markt zum Nachteil des Verbrauchers behindert wird. 
Sollte sie sich nicht wie in der Frage der Spielerverträge politischem Druck und populistischer Polemik beugen, kann eigentlich kein Zweifel daran bestehen, dass sie die deutsche Variante für unrechtmässig erklärt. Man denke nur daran, wie durch dieses System ein Pay-TV Markt mit einem einzigen Monopolisten entstanden ist, der so gut wie nicht mehr aufbrechbar scheint, da dieser auf der technischen Seite seine Kunden mit Geräten ausgerüstet hat, die vorsorglich für etwaige Konkurrenz untauglich sind (Premiere).

Die Dortmunder Sicht ist aber eine andere: eigentlich forderte Niebaum nicht die Abschaffung der Zentralvermarktung, sondern die Gleichsschaltung der Regelungen innerhalb Europas. In Italien und vor allem Spanien nämlich verdienen die Topklubs erheblich höhere Summen trotz kleinerer Fernsehmärkte, da sie sich einzeln vermarkten können. Es ist zwar aufgrund der oben erwähnten entstandenen Kartellsituation kaum davon auszugehen, das deutsche Klubs kurzfristig ähnliche Summen erzielen können, doch bei einer Abschaffung der Zentralvermarktung, glauben Analysten, würden zumindest Bayern und Dortmund hier zulegen können.

Es ist dann auch vorstellbar, das Klubs zum Beispiel aushandeln, eigene Kanäle in verschlüsselten Paketen zu senden, wie das in Italien, Spanien, und England mit Milan Channel, Roma Channel, Real Madrid TV, oder ManU TV schon länger der Fall ist. Sogar Olympique Marseille hat einen eigenen Kanal.
Allzuviel Bedeutung sollte man diesen aber nicht zumessen.

Niebaum ist selbst Jurist und eine andere Aussage als die von ihm getätigte (dem Kicker zufolge sprach er von einem 'rechtswiedrigen Zustand') hätte ihm sicherlich seinen beruflichen Ruf ruiniert. Das aber auch im Fussball das Interesse die Erkenntnis bestimmt ist klar.
Ein Klub wie Leverkusen beispielsweise, der auch in der Spitzengruppe der Bundesliga sein kleines Stadion kaum füllt, wird anders denken.
Für Klubs wie Eintracht Frankfurt oder Werder Bremen bestünde aber bei geschickten Verträgen (meint: nicht im Bezahlfernsehen verstecken, sondern beispielsweise die regionale Schiene zu nutzen) die grosse Chance sich breitenwirksam zu präsentieren, für Sponsoring und Vermarktung noch interessanter zu machen. Hier ist man von der Flexibilität der Fernsehsender abhängig und auch von eigener Phantasie. Zu befürchten sind aber eher kurzfristig gedachte und schnelle Abschlüsse, denn die Fernsehrechte sind von den meisten Klubs schon vorsorglich an Vermarkter abgetreten worden, die sich um Öffentlichkeitswirkung und Sponsorenkontakten wahrscheinlich weniger kümmern, als um ihre eigene Provisionsgrösse.

Auch wäre eine Art weitere illiusionäre Verpuffung zu befürchten: ein Effekt wie man ihn schon in den 90er Jahren hatte. Eine kurzfristige Überpopularität des Fussballs als Unterhaltungsobjekt, die von den Protagonisten dann fälschlicherweise als substanziell und in der anschliessenden Phase als rezessiv eingestuft würde. Unter dem Strich aber hat der Fussball in den letzten 15 Jahren unglaublich zugelegt. Viel Raum nach oben bleibt da kaum.


Worum geht es?

Die Agenturmeldung war lapidar und täuschend:
'WM 2002 wieder in ARD und ZDF'.
Am 8.1. wurde bekanntgegeben, dass die Kirch-Gruppe und die ARD/ZDF sich über den Verkauf von Übertragungsrechten für die WM 2002 geeinigt hatten.
24 Spiele werden auch dieses Mal wieder von ARD und ZDF live gezeigt.
24?
Das bedeutet, dass nicht weniger als 40 Spiele erstmals exklusiv im Bezahlfernsehen stattfinden werden.
Zusammenhang in diesem Deal war zunächst auch  das Abtreten von Rechten an zusätzlichen Olympiaübertragungen wie auch EM-Spielen von ARD und ZDF an Premiere World.
Inzwischen setzte die ARD Neuverhandelungen durch, hierbei ging es um die Kopplung des Vertrages an ein Vorkaufsrecht für die viel lukrativeren Spiele der WM 2006.
Der Vertrag ist immer noch nicht abgeschlossen, es ist aber inzwischen sehr wahrscheinlich, dass ein grosser Batzen der zwangsweise eingetriebenen Gebühren an Leo Kirch durchgereicht wird. Und wie gesagt: Es geht nur noch um 24 Spiele, 40 sollen definitiv auf Premiere World laufen.

Die Hintergründe und Implikationen dieses Prozesses sind so umfangreich und weitreichend, dass sie kaum in einem Format wie Bundesligaskandal behandelt werden konnen. Bundesligaskandal wird es in den nächsten Ausgaben trotzdem versuchen.
In Teil 1 erklärte Bundesligaskandal Hintergründe über den WM-Deal für 2002. Teil 2 einige passende, frische Agenturmeldungen und in den nächste Woche versucht Bundesligskandal weitere Puzzleteile, wie den Zusammenhang mit dem Konflikt mit der EU deutlich zu machen.
In Teil 3 ging es um die Struktur des Bundesliga / Premiere Monopols und warum Liga Präsident Hackmann mit einem eigenen Fernsehkanal droht.
Teil 4 knüpfte den Zusammenhang zu den aktuellen Transferrechtsstreitigkeiten mit der EU.
In Teil 5 legte die aktuelle Lage einen erneuten Einschub zu der Rechtediskussion um die WM 2002 nahe.
Teil 6 brachte einige Punkte zum angeblichen Thema TV-Übersättigung
Teil 7 begann damit aufzuzeigen, dass auch Printmedien Interessen verfolgen und somit keine unabhängige Rolle im Fussballfilz spielen können, zunächst am Beispiel des Spieler/Funktionsträger-Journalisten Geflechts
Teil 8 beinhaltet eine Einleitung zum Thema der Verschmelzung der Interessen innerhalb der Medien und ihren schädlichen Einfluss auf den Wahrnehmungshorizont des Betrachters


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Alles was in Bundesligaskandal steht ist erlogen: Ähnlichkeiten mit der Wirklichkeit sind rein zufällig

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