George Weah schockt Afrika

Alles verlief eigentlich normal am Wochenende, als Afrika wichtige WM-Qualifikationsspiele für die WM 2002 in Korea und Japan austrug.
Nigeria, Kamerun, Südafrika und Tunesien, die grossen Favoriten, gewannen ihre Spiele gegen schwächere Konkurrenz und auch die meisten Verfolger gaben sich keine Blöße.
Lediglich Guinea verspielte in der Südafrika-Gruppe (E) seine gute Ausgangsposition mit einem Unentschieden gegen Malawi während im Clash der nordafrikanischen Giganten Ägypten und Marokko ein fast schon zu erwartendes 0:0 herauskam.

Dann Sonntagnachmittag der Schocker. Alles war in Gruppe B auf den grossen Zweikampf Nigeria/Ghana eingestellt und Nigeria hatte mit 3:0 gegen Sudan am Samstag vorgelegt 

Ghana, in Euphorie über den guten Start in die Qualifikation und den Champions League Titel von Vorzeigeclub Hearts Of Oak Accra, wurde von George Weah's Liberia eine Halbzeit überrannt und hatte Glück nur 0:1 hinten zu liegen. In der zweiten Halbzeit bereitete Ghanas Fussballer des Jahres, Emmanuel Osei Kuffour, eines der wenigen grossen Talente, die im eigenen Land spielen, zusammen mit Akonnor den Ausgleich von Duah vor, doch es war George Weah, der 5 Minuten vor Schluss im Strafraum gefault wurde und der marokkanische Schiedsrichter zögerte nicht, einen Elfmeter für die Auswärtsmannschaft zu geben.
Danach brach Ghana völlig zusammen und Liberia erhöhte leicht auf 3:1.

Damit hat Liberia, dass allerdings bereits 3 wichtige Punkte im Sudan verloren hat, mit einem Paukenschlag seinen Hut in den Ring geworfen: George Weah's grosser Traum, sein Land zu einer Fussball WM zu führen, oft, wenn auch mit Sympathie, belächelt, könnte doch noch wahr werden.
George Weah hatte erst vor kurzem das Amt eines Spielertrainers eingeführt und übernommen, und die letzten drei Ergebnisse der Mannschaft, die in den letzten Jahren leistungsmässig immer an der Grenze zum Vordringen unter die besten 16 im Afrikacup spielte, sind verblüffend.
George Weah hatte in der Vergangenheit häufig aus eigener Tasche die Nationalmannschaft aufrecht erhalten und so den Menschen in seinem von Bürgerkriegen gezeichneten Land, in dem er unter schwierigsten Umständen aufgewachsen war, ein bischen Hoffnung gegeben.

Doch der zweite grosse Gewinner dieses Spiels ist Nigeria. Durch das Anwachsen zu einem Dreikampf wird Nigerias eigene Niederlage in Liberia relativiert, dank Liberias Niederlage im Sudan zu Anfang der Qualifikation ist Nigeria nun doch hauchdünn in der Pole Position. 

In Nigerias eigenem Spiel brach Victor Agali von Hansa Rostock den Bann erst in der zweiten Halbzeit mit der Kopfball-Brechstange, nachdem Nigeria bei einem möglicherweise vom Klima gebremsten Spiel kaum Torchancen gegen die gut organisierten Gäste hatte herausspielen können. Kanu besorgte das dritte Tor nach einem Lattenschuss Agalis, Okocha zeigte ein recht gutes Spiel als Ballverteiler. Auch Nigerianische Profis aus Europa müssen eine solch drastische Klimaumstellung aus dem europäischen Winter erst einmal verkraften.