Africa-Cup 2000
Der Rückblick
Am
18.1. hat
Bundesligaskandal das
wann - wo - wer nimmt
teil - warum so oft - warum im Januar - wo im Internet - wo im TV - und:
Eine Vorschau mit allen Teams
erklärt,
am
1.2. finden sich alle Gruppenspiele (die fehlenden sind nachgetragen)
vorletzte
Woche alle Viertelfinalspiele
letzte
Woche Halbfinale und Finale
Hier nun der große
Rückblick:
Der Afrikacup 2000 sah die
Wiedergeburt zweier großer Mannschaften und die Bestätigung
der in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Machtverhältnisse im afrikanischen
Fussball.
Großer Gewinner war
Kamerun. Trotz großer administrativer Probleme hat sich die
Nationalmannschaft quasi aus sich selbst erholt und ist in den letzten
Jahren kontinuierlich gewachsen. Ihre Spieler sind individuell bärenstark,
spielen zum Teil bei den besten Klubs Europas und sind als Mannschaft auch
noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angelangt. Viel abhängen wird
von der Kontinuität in der Trainerfrage, was nun wieder eine administrative
Frage ist. Entwickelt man sich so weiter, ist mit Kamerun bei der WM 2002
zu rechnen.
Nigeria war noch
stärker betroffen von hausgemachten Problemen (keine Freundschaftsspiele,
ständig wechselnde Trainer, 4 Jahre verbannt vom Afrikacup wegen eines
politisch motivierten Boykotts). Die Nigerianer konnten sich aber dank
der Klasse ihrer Spieler (Kanu! Okocha!) und der richtigen Trainerwahl
im letzten Moment doch noch zu einer alles überstrahlenden Elf reformieren.
Bis zum Finale. Dort
trafen Nigeria auf die 'unbezähmbaren Löwen' Kameruns, die sie
beinahe in der ersten Halbzeit komplett zerfleischt hätten. Doch eine
der Schwächen Kameruns war die Verwertung von Torchancen. So konnte
Nigeriar das Spiel mit einigen genialen Aktionen ihrer protagonisten wieder
öffnen (2:2 nach 0:2). Das im Elfmeterschießen eine unglückliche
Entscheidung den Ausschlag gab, war eher ausgleichende gerechtigkeit: Kamerun
hatte auf seinem Weg ins Finale gegen beide Gastgeber spielen müssen
und hatte zum Beispiel im Finale zweimal den Pfosten getroffen.
Das mit Südafrika
und Tunesien zwei weitere WM-Teilnehmer ins Halbfinale kamen, scheint
gewachsene Machtverhältnisse zu bestätigen, ist aber nicht unbedingt
als Regel anzusehen: Während Qualifikationsspielen für Turniere
haben bestimmte Länder klare Vorteile. Das sind die Nordafrikaner,
z.B. die MArokkaner und vor allem die Tunesier, aufgrund ihrer besseren
finanziellen Ausstattung und ihrer guten Organisation. Ähnliches gilt
für Südafrika. Außerdem Nigeria, Ghana, Kamerun, denn sie
sind nicht gemischte Teams, bestehen ausschließlich aus Profis, die
in Europa ein ähnliches Spielverständnis erlernt haben und so
einigermaßen schnell auch zusammenfinden.
Im Gegensatz dazu haben
die ärmeren Länder Probleme mit wechselnden Mannschaften, unterschiedlichen
Auffassungen und wechselnden Trainern.
Bei einem Afrikacup starten
sie aber aufgrund der für alle geltenden Vorbereitungszeiten mit wesentlich
besseren Chancen.
Zumal diesmal das Klima
eine erhebliche Rolle spielte: Die drückende Hitze war einigen Spielen
deutlich anzumerken.
So betrachtet sind vor allem
Zambia und die DR Congo Enttäuschungen gewesen. Den
Mannschaften waren starke Einzelspieler anzusehen, aber als Mannschaften
enttäuschten sie vor allem im kreativen Spiel. Man hatte nur wenig
gut herausgespielte Torchancen und erzielte kaum Tore (DR Congo gar keins).
Ein Punkt mag die mangelnde Kontinuität in der Trainerfrage sein.
Ein Nationaltrainer hat wenig Spiele, wenn er und die damit verbundenen
Vorstellungen ständig wechseln, kann kein Spieler in seine Rolle hineinwachsen.
Ganz im Gegensatz dazu Senegal.
Die Mannschaft des deutschen Trainers Peter Schnittger überraschte
mit dem schnellen Henri Camera und einer guten Mannschaftsleistung.
Erst in der Verlängerung mußte man sich im Viertelfinale Nigeria
geschlagen geben.
Ägypten war wieder
sehr stark, hatte aber nicht das Glück wie vor zwei Jahren (als man
gewann) und schied im Viertelfinale gegen Tunesien aus. Vorher hatte man
alle drei Gruppenspiele gewonnen.
Ghana und Marokko
waren als Mitfavoriten gestartet, erlebten aber eine große Enttäuschung.
Ghana, angeknockt von ihrem letzten Gruppenspiel gegen die Elfenbeinküste,
unterlagen in einem knappen und spannenden Viertelfinale gegen die kompakten
Südafrikaner. Die große Schwäche, die kreative Torproduktion,
kam wieder zum Vorschein. Marokko fühlte sich in Westafrika sichtlich
am unwohlsten und hatte das Pech in der 'Todesgruppe' mit Nigeria und Tunesien
wegen der weniger erzielten Tore auszuscheiden. Wie bei vielen in der Vorrunde
ausgeschiedenen Mannschaften mußte der Trainer Henri Michel gehen.
Algerien dagegen schöpft
nach dem Erreichen des Viertelfinals (Niederlage gegen Kamerun) neuen Mut.
Nach der großen Krise im Land wie im Fussball tauchen jetzt die ersten
Hoffnungsschimmer auf.
Die Elfenbeinküste
sorgte international für Aufsehen, als die gerade durch einen Militärputsch
(der erste in der Geschichte des Landes) an die Macht gekommenen Generäle,
die in der Vorrunde ausgeschiedene Mannschaft für zwei Tage in ein
Militärcamp einsperrte. Der Geheimfavorit hatte sein erstes Spiel
gegen Togo leichtfertig aus der Hand gegeben, war gegen Kamerun chancenlos
gewesen und hatte dann bei der aufregenden Aufholjagd gegen Ghana (2:0)
ein Tor zu wenig geschossen, um weiterzukommen.
Togo erreichte
mehr als man erwarten konnte (4 Punkte in der Gruppe mit Ghana, Kamerun
und Elfenbeinküste), fiel aber auch dadurch auf, daß sich Verband
und Trainer während des Turniers verkrachten.
Ein Land mit der Einwohnerzahl
Kölns kann wohl nicht viel erwarten. So gesehen hat der Gabun
eine Menge bewegt. Es war aber deutlich, daß die Mannschaft zwar
phasenweise Aufsehen erregen konnte, insgesamt aber eine Nummer zu klein
war.
Der Congo konnte sogar sehr
geffallen. Mit engagiertem und quirligem Spiel brachte man nacheinander
Marokko, Nigeria und Tunesien zur Verzweifelung. Rolf-Christel Guie-Mien
glänzte. Doch eines fehlte den Congolesen: torgefährlich war
man kaum. Sonst hätte man eine Menge erreichen können. So blieb
vor allem der Makel, kein einziges Tor erzielt zu haben.
Ganz anders Burkina Faso.
Die talentierte und sehr junge westafrikanische Mannschaft wußte
zu gefallen. Das Potential wurde deutlich, aber auch eine noch vorhandene
Unausgeglichenheit. Vor allen gefiel die sehr jung besetzte Offensive.
Nicht gefallen hat die Vorstellung dem Verband. Geblendet vom Vordringen
ins Halbfinale auf heimischen Boden vor zwei Jahren, entließ man
nun schon den zweiten Trainer seitdem. Auch hier könnte mangelnde
Kontinuität eine vielversprechende Zukunft gefährden.
Der nächste Afrikacup
findet 2002 in Mali statt. Die Vorrunde ist bereits ausgelost. Genauere
Informationen gibt es bei The
Shot That Passed right Through The Net.
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