Afrikacup Qualifikation
/ Kurzportrait Sudan:
Ägypten gewann sein
Afrikacup Qualifikationsspiel im Sudan am Sonntag mit 1:0. Damit haben
die Ägypter mit 6 Punkten aus zwei Spielen schon einen großen
Schritt in Richtung Africacup 2002 getan, stehen aber noch vor den heißen
Duellen mit Nachbar Libyen im kommenden Jahr.
> weitere Informationen über
die Afrikacupqualifikation bei The
Shot That Passed Right Through The Net
Doch wer ist der Sudan
und was zeichnet den Fussball aus?
Wie so viele aus dem Kolonalismus
entstandenen und aus den afrikanischen Gegebenheiten selbst völlig
sinnlose Staaten, die lediglich durch die willkürliche Grenzziehung
der europäischen Invasoren entstanden sind, ist der Sudan ein vom
Bürgerkrieg zerrissener uneinheitlicher Staat aus (Sudan-)Arabern
und verschiedensten afrikanischen Kleinvölkern (über 100 verschiedene
Sprachen), und zerfressen von teils religiös motivierten Konflikten.
Dementsprechend die Armut
und das internationale Desinteresse an dem Land, das südlich an Ägypten
grenzt und mit 28 Millionen Einwohnern eines der bevölkerungsreicheren
Länder Afrikas ist.
Bereits 1956, etwas früher
als die meisten anderen afrikanischen Staaten unabhängig geworden,
war der Sudan das vierte Gründungsmitglied der afrikanischen Fussball
Konföderation und spielte somit auch am Anfang eine führende
Rolle auf dem Platz. So wurde der erste Afrikacup 1957 im Sudan ausgetragen.
Gewinnen konnte man den
Afrikacup dann 1970, nachdem man 1959 und 1963 jeweils zweiter geworden
war.
In den 70er Jahren qualifizierte
man sich noch zwei Mal für das Finale der besten 8, doch danach begann
der lange Abstieg nicht nur des sudanesischen sondern des gesamten ostafrikanischen
Fussballs.
1972 nahm man übrigens
an den olympischen Spielen in München teil (0:1 gegen Mexiko, 1:2
gegen die UdSSR, 0:2 gegen Burma!)
Heute hat der Sudan im internationalen
Vergleich keine Chance, obwohl die Spieler zum Teil einen äußerst
talentierten Eindruck machen.
Es fehlt der internationale
Austausch. Es gibt keine erwähnenswerten Profis in Europa. Das Land
scheiterte auch an dem afrikanischen System, daß KO-Runden bei den
WM- und Afrikacup- Qualifikationsspielen vor den Gruppenspielen vorschaltet,
um den finanzschwachen Kleinen einen 'einmaligen' Kurzauftritt zu ermöglichen.
So fehlte den Spielern internationale Erfahrung und Auftrittsmöglichkeiten.
Denn auch ein Engagement bei Top-Klubs in Ägypten oder Tunesien kann
attraktiv sein.
Hier hat man dieses Jahr
zwei wichtige Schritte voran getan, denn dieses Mal konnte man sowohl die
Gruppenspiele bei der WM-Qualifikation als auch bei der Afrikacup-Qualifikation
erreichen.
Gerade auch im Sudan ist
der Zustand der Plätze nicht gerade gut. Einen Rasenplatz zu erhalten
ist in diesen Gegenden eine ganz andere Aufgabe. Trotzdem ist das sudanesische
Spiel oft kein Kick and Rush sondern vom arabischen Pass-Spiel beeinflusst.
Da die holprigen sudanesischen Plätze aber im Gegensatz zu den Luxusanlagen
in Kairo, Tunis, oder den arabischen Scheichtümern den Ball springen
lassen wie einen amerikanischen Football beim Onside Kick, haben die sudanesischen
Spieler zum Teil verblüffende technische Qualitäten entwickelt,
damit umzugehen.
So wirkt der Fussball der
Sudanesen mitunter beeindruckend elegant.
Doch die Sudanesen haben
natürlich keine Erfahrung mit der Geschwindigkeit und Athletik des
europäischen Spiels und haben auch die dementsprechenden taktischen
und körperlichen Defizite, so daß sie für europäische
Klubs kaum interessant sind. Zumal eventuelle kulturelle Startprobleme
ein noch völlig unerprobtes Thema darstellen.
Wenn man sich aber eine entsprechende
längere körperliche und taktische Ausbildung vorstellte, so wäre
zumindest für einen der in der zweiten Halbzeit am Sonntag beeindruckenden
Stürmer sogar eine Rolle bei einem europäischen Spitzenklub denkbar.
Denn die beschäftigten gekonnt schonmal mehrere ägyptische Verteidiger
gleichzeitig. Und jene sind nicht die schlechtesten.
Interesse, Herr Finke? Video
ist vorhanden. |