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11-Jul-2000/18-Jul-2000 
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Big Beckenbauer 

Der Mauschelkaiser: 
Wie Deutschland die WM 2006 gewann 

 Am Vorabend der Entscheidung schien alles klar: Mit deutlicher Mehrheit würde Südafrika die Ausrichtuing der WM 2006 übertragen bekommen.  
 Der Kaiser sprach von Mauschelei, denn Brasilien hatte 'zugunsten von Südafrika' seine sowieso chancenlose Bewerbung zurückgezogen. 
 In der Erwartung, daß dies einer eigenen Bewerbung 2010 nützlich sein könne. 2010 wäre, wenn Afrika die WM 2006 bekommen hätte, Südamerika eigentlich als ausrichtender Kontinent überfällig gewesen. 
 Die Stimmen wären in späteren Wahlgängen allerdings sowieso an Südafrika gegangen. Brasilien wollte sich mit dem voreiligen (oder vielmehr dem der Qualität der Bewerbung nach viel zu späten) Rückzug vor allem taktische Vorteile für eine Bewerbung 2010 sichern.  

 Asien, daß selbst für die WM 2002 davon profitiert hatte, daß es eine Art Common Agreement darüber gab, daß die anderen Kontinente die WM nun auch einmal bekommen sollten, schien mehrheitlich für Afrika stimmen zu wollen. Schließlich hatte man bei der damaligen Entscheidungsfindung davon profitiert, daß weder Südamerika noch vor allem Afrika Gegenkandidaten zu Korea und Japan aufgestellt hatte.  
 Marokko, dem 1994 die reichen aber fussballuninteressierten USA und 1998 die über Funktionärsfreundschaften beliebten Franzosen vorgezogen worden waren, hatte beispielsweise nur für die WM 2002 keine Kandidatur eingereicht. 

 Nichts sprach mehr gegen eine WM in Afrika - außer die Interessen der Europäer. In Europa herrscht ein ausgeprägtes Demokratieverständnis. Abstimmungen in den Verbänden werden schon einmal  ohne Gegenkandidaten Jahre im Voraus nach langjähigen Verdiensten festgelegt, Kandidaturen auf Funktionärsebene ausgedealt. So machte man, zumindest aus deutscher Sicht, auch ab, daß England die Euro 96 und Deutschland die WM 2006 bekommen sollte. Daß England sich nicht an die Absprache erinnerte, war kein Anfall von Demokratie sondern nur ein Symptom für das allgemein übliche Europäische (und nicht nur Europäische) Verständnis bei großen Gewinnperspektiven Regeln und Absprachen neu zu interpretieren. 

 Jeder Europäer hätte einsehen müssen, daß die WM nach Afrika gehört, vorausgesetzt es gäbe eine konkurrenzfähige Bewerbung. Und die gab es. 
 Gerade Europa, der Kontinent der am meisten von Afrika profitiert hat, wie nicht einmal Afrika selbst, will nichts abgeben. 2010, ja, da kann man dann die WM, die eigentlich Südamerika zustünde, den Afrikanern abgeben. Von Europa aus. (Aber vielleicht ist bis dahin auch die Schere noch weiter auseinandergegangen und die technischen Anforderungen für Afrika zu hoch?) 

 Doch geschickt wurde hinter den Kulissen die europäische Blockabstimmung schon Jahre im Voraus von Pater Braun organisiert, dem christlichen 'Helfer der Armen'. Und da die Europäer nun mal stärker repräsentiert sind in jenem Exekutivkommittee war dies die wichtige Basis eines Votums gegen Afrika. 

 Dann sollten alte 'Schulden' Gewinn bringen. 1994 hatte die USA nur mit einer Stimme Differenz die WM gegen Marokko gewonnen gehabt. Unter anderem hatte Deutschland dafür gestimmt. Der Präsident der ozeanischen Konföderation, ein Schotte, hatte Europa viel zu verdanken, die sich aus machttaktischen Erwägungen einst für die Etablierung dieser von ihrer Größe her eigentlich überflüssigen Konföderation (Australien, Neuseeland und ein paar Pazifikinseln) eingesetzt hatte. Doch die Mauschelei schien nicht zu klappen.  

 Genausowenig wie die 'Mauschelei' mit Südafrika nicht geklappt hatte. Der Kaiser konstatierte zwar, man habe diese zurückgezogen, um eben nicht den Eindruck der 'Mauschelei' zu erwecken, doch der Sachverhalt erscheint ein bischen anders: Deutschland hatte Südafrika nämlich nicht vorgeschlagen, daß man selbst sich zurückzieht, sondern das Südafrika sich zurückziehen solle, um dann 2010 von Deutschland unterstützt zu werden. Eindeutige Äusserungen aus Südafrika hatten diesen Vorschlag als absurd klassifiziert. 

 Über Nacht vor der Wahl nun setzte man Exekutivkomiteemitglieder ein letztes Mal unter Druck. Die Macht des europäischen Fussballs ist groß und der Europäische Fussball kann mit seinen Regeln und seinem Verhalten mehr Einfluß auf die Entwicklung des Fussballs in Asien, Afrika, Nordamerika und Ozeanien nehmen, als diese Kontinente selbst. Außerdem gibt es indirekte wirtschaftliche Verbindungen von (asiatischen) Exekutivkomiteemitgliedern mit europäischen (Sponsor-)firmen. Diese wiederum sind nicht nur generell sondern sicher auch für 2002 wichtig. 

 Vor allem aber war da noch die alte Geschichte der Wahl zum FIFA-Präsidenten 1998. Der in Europa ausgedealte Nachfolger UEFA-Präsident Johannson war in einer echten Kampfabstimmung mit allen bekannten Mauscheleien und Deals dem Europa nicht bevorzugenden Blatter unterlegen. Für diesen beinahe demokratischen Anfall hatten die Europäer Rache geschworen. Denn Europa wird repräsentiert von einer eng befreundeten und Johannson beinhaltenden Funktionärsclique.  
 Asien wiederum streitete mit der FIFA 1999 um die Anzahl der ihm für 2002 zustehenden WM-Plätze. Beobachter vermuten jetzt daß das Europafreundliche und mächtige koreanische Exekutivkomiteemitglied von Europa und Asien gemeinsam unterstützter Gegenkandidat zu Blatter bei der nächsten Präsidentenwahl werden könne. Nocheinmal ein Präsident wie Blatter gegen den Willen Europas? Undenkbar!  
  Die wirtschaftlichen Interessen nicht nur hinter einer solchen WM sondern auch hinter den zukünftigen FIFA-Entscheidungen sind immens. Allen voran die Medienverträge. Kirch's riesige Investitionen könnten auf den (europäischen Klub-) Fussball zurückfließen, kann über ein Großereignis der Pay-TV Dekoder auch für zukünftige Per-per-view Generationen in allen Wohnzimmern installiert werden. Oder wird das Internet hier das Dekoderfernsehen überholen?  
 Oder soll der Fussball wie in den USA der Football für alle frei zugängig bleiben und so auch den einzigartigen direkten Zugang der Sponsoren zu den Konsumenten weiter in dieser Breite aufrechterhalten? 

 Die Exekutivkomiteeabstimmung über die Vergabe der WM 2006 wurde so über Nacht wahrscheinlich zur Anti-Afrika und Anti-Blatter Wahl und zur neu eröffneten Gewinnkooperation Europa-Asien. (Aber auch andere Varianten sind nicht gänzlich auszuschließen). 

 Doch es fehlte noch eine Stimme. Die des Neuseeländers Dempsey. Alle 21 hatten dies erkannt und begannen nun Druck auf Dempsey auszuüben. Sogar Tony Blair und Nelson Mandela riefen ihn an. Und ein nichtgenannter UEAF-Funktionär der ihm klar machte, daß es aus sei mit der Ozeanischen konfösderation, sollte er für Südafrika stimmen. 
 Dempsey, der den Auftrag seiner Konföderation hatte, zuerst für England 'die haben uns mal 50 Bälle geschenkt'), und dann für Südafrika zu stimmen, kam zu dem Schluß, das eine Enthaltung die beste Flucht aus der Misere sei. Und wurde so zum willkommenden Sündenbock, der den eigentlichen Skandal, die antiafrikanische Kooperation des Finanzkapitals in den Hintergrund drängte. 
 Dempsey selbst gab an, daß sich starke Verschiebungen über Nacht ergeben haben müßten. Vor der 'Nacht der langen Messer' hätte eine klare Mehrheit für Südafrika bestanden und er sei sich der Bedeutung seiner Enthaltung nicht bewußt gewesen. 
  
 Den letzten Kick für seine Entscheidung gab Dempsey nach eigenen Angaben der 'Scherzbrief' des Satiremagazins Titanic der einen plumpen und amateurhaften Bestechungsversuch aus Deutschland vortäuschen sollte und mitten in der Nacht unter Dempseys (und anderen) Tür(en) hindurchgeschoben worden war. 

 Auf ungewollte Weise verdeutlichte diese Aktion den (von außen mitunter so empfundenen) Europäischen (Post-)Kolonialanspruch und Rassissmus: 
Liest man afrikanische Foren und Kommentare, ist die Wut groß und ein Wort spielt eine zentrale Rolle: 'Ignorance'. 
Der Brief konnte die deutsche Bewerbung natürlich kaum diskreditieren, da er offensichtlich plump war. Er konnte, falls überhaupt ernst genommen, schon eher ein schlechtes Licht auf andere werfen, da genausogut eben ein Versuch, die deutsche Bewerbung damit zu diskreditieren, dahinter vermutet werden konnte. 
Was aber eine viel wichtigere Rolle spielt, ist die sich dahinter verbergende Einstellung zu dieser Entscheidung, die von Mitgliedern unterschiedlichster Kulturen getroffen wurde und auch unterschiedlichste Kulturen betrifft: 
 Eine solche Aktion überträgt das europäische Kultur- und Satireverständnis, (also das Verständnis einer zahlenmäßigen Minderheit), mit den Mitteln der überlegenen die Welt bestimmenden Medien, als maßgebend auf die Weltebene.  
 Für Deutschland war die Vergabe der WM 2006 tatsächlich nichts weiter als ein Stück Sahnetorte extra, daß es zu verteilen galt, für die Afrikaner möglicherweise das einzige, was sie jemals hätten anfassen dürfen. Eine ungleich bedeutsamere Angelegenheit. In Südafrika waren überall Parties organisiert, in Deutschland hupte nicht einmal jemand. 
 Mit einem Scherz auf Kosten eines Kontinents sich zu profilieren war von Anfang an das Risiko einer solchen Aktion. Das es möglicherweise den Ausschlag gegeben hat, ist genauso fatal wie entlarvend. Es ist einfach dekadent. Denn davon auszugehen, der Scherz würde im Europäischen Sinne verstanden ist einfach - 'ignorant 

 Wird man jetzt die Mauern höher ziehen müssen? Denn man braucht sich nicht zu wundern, wenn Afrikaner in ihrem Kontinent keine Zukunft sehen. Ihre Fussballer dürfen kommen. Ihre Fans müssen draussen bleiben? 

 Oder wird alles nur um 4 Jahre verzögert? Europa steht jetzt in einer Art imaginären Schuld. Der afrikanische Kontinentalverband, nicht ungeschickt, hat sofort einen Abstimmungsvorschlag eingereicht, wonach eine kontinentale Rotation für die Zukunft festgeschrieben werden soll. Normalerweise müßten alle FIFA- und FIFA-Exekutivkomiteemitglieder dafür sein, außer eigentlich den Europäern. Die wiederum stehen jetzt in der Pflicht. Man darf gespannt sein. Auf Ausarbeitung und Abstimmungsergebnis... 

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