Baggio,
Totti & Co: echte Künstler am Werk...
Brescia-Roma:
Die wahre Schönheit
des italienischen Fussball
oder...
Wer ißt auf Dauer
gerne reine Salzsuppe?
Gibt es etwas Schöneres
für den Fussballästheten als die italienische Serie A ?
Der italienische Fussball,
Meister der Taktik, der sich im anbrechenden 21. Jahrhundert nahezu ausschliesslich
auf das Herausarbeiten von Elfmetern und Freistössen spezialisiert
zu haben scheint, führt beispielhaft vor, dass Regeln im Laufe der
Jahre durch die Weiterentwicklung ihres Kontexts auch ihren Wert wandeln.
Wie vor 10 Jahren die Abseitsregel
(vor der Einführung der Neu-Interpretation des erweiterten passiven
Abseits) das Spiel zu einem grauenhaften Gebolze in einem Korridor von
10 bis 20 Metern jenseits der Mittellinie werden liessen, so geht es dem
al dente Spaghettikick heute nahezu ausschliesslich um seine Wirkung auf
das Schiedsrichterteam, wissend um deren Entscheidungstiefe bei knappen
unentschiedenen Spielsituationen.
Ob dies nur auf dem Platz
oder auch neben ihm geschieht ist offen, die eindeutige Zuweisung von absichtlichem
Betrug durch die verschiedensten italienischen Instanzen nach dem WM-Achtelfinalspiel
gegen Korea lässt auf einiges schliessen, sind doch die Entscheidungen
italienischer Schiedsrichter unter dem Bombardement von Täuschungsversuchen,
Vorteilserheischungen und unsauberen Zweikämpfen noch um einiges haarsträubender
als die Entscheidungen ekuadorianischer Referees bei Fussball Weltmeisterschaften.
Wie es die Italiener wagen
können, nicht allsonntäglich gegen mindestens vier Schiedsrichter
eine staatsanwaltschaftliche Untersuchung wegen Betrugs einzuleiten, soll
aber hier nicht der Punkt sein.
Vielmehr muss nocheinmal
darauf hingewiesen werden, dass die Spielregeln einen nicht unwesentlichen
Einfluss darauf haben, wie entscheidend die Rolle des Schiedsrichters ist,
was nicht nur die Wirkung seiner Entscheidungen bestimmt, sondern auch
den psychologischen Druck unter dem er steht.
Dass der Fussball Team-
und persönliche Starfen durcheinander wirft ist hier das eine Übel,
dass er durch seine 'Bestrafungen' neue Ausgangsposition schafft, die mit
der zu bewertenden Situation nichts mehr gemein haben, das andere. Es ist
gerade zu logisch, auf Elfmeter, auf rote Karte zu spielen, wenn dieses
einen statistisch erheblich weiter bringt als ein prüder Flankenlauf.
Dies hat natürlich eine
grössere taktische Komplexität zur Folge, auch macht es Verteidigen
schwerer, ist also nicht unbedingt schädlich für Tore, aber es
macht den Fussball auch ein bischen hässlich und umstritten.
Normalerweise kommt der
Ball südlich der Alpen aber nur selten in gefährliche Regionen.
Das taktische Foul im Mittelfeld ist auch im italienischen Fussball selbstverständliches
Mittel, wie in Südamerika.
Wenn doch, dann sieht das
etwa so aus:
Ballannahme, Berührung?,
Abflug!, gelbe Karte für Schwalbe, nächste Ballannahme, Berührung?,
Abflug, Elfmeter (o. Freistoss), verschossen, zu früh in den Strafraum
gelaufen hat den Ball, Berührung?, hingefallen, wieder Elfmeter, jetzt
Tor, super, feiern.
Häufig werden Diskussionen
über Schiedsrichterentscheidungen als das Salz in der Suppe bezeichnet,
doch wer ißt auf Dauer gerne reine Salzsuppe...?
In der zweiten Halbzeit ist
dann Platz für Fussball, nach 3 Elfmetern, einem Freistosstor und
mit einem Spieler weniger auf beiden Seiten denkt man, das optimale aus
dem Schiedsrichter bereits herausgeholt zu haben.
Jetzt zeigt sich auch, dass
italienische Fussballer nicht gewohnt sind, Torchancen zu bekommen oder
gegen ernsthafte Veruche aufs Tor zu gehen zu verteidigen bzw. zu halten,
zwei Fernschüsse erhöhen so schliesslich das Torkonto bevor in
den 5 Minuten Nachspielzeit der Schiedsrichter wieder das Objekt der Begierde
wird: Brescias Spieler, 2:3 im Rückstand, fallen im Strafraum wie
vom Blitz getroffen, Romas Spieler dagegen ausserhalb, um das Spiel zu
unterbrechen, zu verzögern, und den Ballbesitz zu sichern.
Der Ghanaer Appiah hat das
Spiel nicht verstanden. 20 Sekunden vor Schluss erhält er den Ball
3 Meter vor der Strafraumgrenze. Anstatt auf seinen Gegenspieler im Strafraum
zuzulaufen und zu fallen, schiesst er. 20 Meter über das Tor.
Sie sind es eben nicht gewohnt...
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