Seite4b - Die U 20 WM in
Argentinien
Die U20-WM in Argentinien
startet
Der 'wahre' Fussball? fragte
The
Shot That Passed Right Through The Net 1999 im Enthusiasmus über
die Qualität der WM in Nigeria.
Es lohnt sich diesen
Artikel zu lesen, denn er hat im Prinzip noch heute Gültigkeit
(öffnet sich in neuem Fenster) und ist Vorschau auf die Nachfolgeveranstaltung,
die am kommenden Wochenende in Argentinien beginnt.
24 Mannschaften kämpfen
im bis 1994 auch bei der 'normalen' WM üblichen WM-Modus (6 Vierergruppen,
danach KO-Runden von Achtelfinale bis Finale) um den Titel des Youth World
Champion und damit auch um die Nachfolge der 1999 überragenden Spanier.
Zum Leidwesen der Fussballfans
hat sich auch die deutsche Nationalmannschaft qualifiziert, denn dies hat
zur Folge, dass sich das DSF erfolgreich um die Fernsehrechte bemüht
hat. Zuvor hatte immer Eurosport mit viel Liebe für den Fussball an
sich übertragen.
Diese kann man dem DSF wirklich
nicht vorwerfen. Die letzte U17 WM in Neuseeland hörte dort mit dem
frühen Ausscheiden der deutschen Mannschaft auf medial zu existieren.
Dies ist sehr schade, da
man gerade auf diesem Level Stile, Mannschaften und Talente zaubern sieht,
die sich in dieser Form bei den 'ganz Grossen' manchmal dann nicht mehr
durchsetzen, aus den verschiedensten Gründen.
Deutsche Mannschaften haben
häufig das Problem, das sie in dieser Altersgruppe einfach 'noch nicht
soweit sind', doch die letzte U20 WM lieferte auch für die deutsche
Mannschaft in Christian Timm und Patrick Falk zwei gute Besipiele für
die möglichen gegensätzlichen Entwicklungen von herausragenden
Talenten (wobei man Patrick Falk ein erfolgreiches Bundesligacomeback mittel-oder
langfristig durchaus zutrauen sollte).
Gespielt wird im Gegensatz
zur A-WM sehr komprimiert, d.h. es finden immer bis zu 3 Spiele gleichzeitig
statt. Das trägt zum Flair vor Ort bei, ist aber schade für die
Live-Präsenz im TV.
Schizophrän erscheint
die Terminplanung am letzten Gruppenspieltag. Da jede Gruppe jeweils an
einem Ort bleibt, finden zwar Spiele anderer Gruppen gleichzeitig statt,
die entscheidenden Gruppenspiele aber nacheinander.
Dies ist aber auf den zweiten
Blick hier nicht ganz so dumm, da es beim 24er Format vor allem auch um
die Konkurrenz der sechs Gruppendritten um die vier verbleibenden Achtelfinalplätze
geht.
Wer sind nun die 24 Teams?
Europa (6 Mannschaften)
ist
hier nicht so dominant, da zum einen der Breitengedanke stärker berücksichtigt
ist (Verhältnis der Anzahl der Länder), wie auch die Erfolge
der anderen Kontinente grösser. Letzteres ist aber auch eine Wechselwirkung:
Mit 3 gegen 15 hat man nun mal nur ein fünftel Chance als mit 5 gegen
5.
Finnland, Deutschland,
Ukraine, Frankreich, Holland, Tschechei ist das qualifizierte Sextett
und Folge des etwas strafferen Qualifikationsmodus in dem Glück und
Tagesform eine noch höhere Rolle spielten.
So fehlen die Jugendfussballgrössen
Spanien, Portugal, Italien, und England genauso wie eigenartigerweise die
meisten ihrer Bezwinger.
Afrika (4 Mannschaften)
hatte dank der grossen Talente aus Westafrika, vor allem Ghana, Nigeria,
für ein Jahrzehnt eine Führungsrolle im Welt-Jugendfussball,
doch der (wirtschaftliche) Niedergang und das gleichzeitige Chaos in den
Verbänden gerade dieser Region haben besonders die beiden Giganten
geschwächt. Auch gab es früher immer wieder Gerüchte über
falsche Altersangaben.
Dieses Mal qualifizierte
sich lediglich Ghana. Stattdessen tragen die Fussballschulen in
den armen westafrikanischen Ländern Mali und Burkina Faso zuletzt
immer wieder Früchte. Sowohl Mali, immerhin WM-Dritter von 1999, als
auch Burkina Faso verpassten aber diesmal die Qualifikation.
Den Afrikatitel holte sich
stattdessen sensationellerweise Angola aus dem südlichen Afrika mit
dem neuen Nachwuchsstar Mantorras, hinter dem angeblich halb Südeuropa
her ist.
Es bleibt abzuwarten, wo
sich das hochbrisante, wie auch inkonstante Spiel der Angolaner im Turnier
einordnet, da südamerikanische und auch europäische Mannschaften
taktische Fehler häufig hart bestrafen.
Ägypten mit
der traditionell guten Nachwuchsarbeit der grossen Klubs ist eine weitere
nicht- westafrikanische Mannschaft die sich qualifizieren konnte.
Die 4. afrikanische Mannschaft
ist Äthiopien. Die Ostafrikaner waren wie Deutschland in Europa
Gastgeber der Endrunde der afrikanischen Meisterschaft. Nach einem skandalösen
Turnier qualifizierte man sich als Vierter, doch ob diese Mannschaft tatsächlich
auf WM-Ebene bestehen kann, muss sich zeigen. Im Prinzip ist der ostafrikanische
Fussball nicht so schlecht, doch sind die Spieler zumeist körperlich
unterlegen und haben keinerlei Erfahrungen auf internationaler Ebene, da
Mannschaften aus dieser Region sich kaum einmal für Endrunden auch
nur in Afrika qualifizieren.
Südamerika (5 Mannschaften)
Neben Gastgeber Argentinien qualifizierten sich Südamerikameister
Brasilien,
sowie der 3.-5. der Südamerika- Meisterschaften
Paraguay, Chile,
und Ecuador, das auch Gastgeber war und in den letzten Jahren das
Aschenputtel des südamerikanischen Fussballs geworden ist.
Überraschend ist das
Scheitern Uruguays, zuletzt Finalist 97 und Viertelfinalist 99 und Kolumbien,
das seit Jahren mit einer starken Mannschaften beim Traditionsturnier von
Toulon auftrumft. Paraguay wird ohne Bayernstar Roque Santa Cruz spielen,
der ja auch in der WM-Qualifikation und wahrscheinlich der Copa Amerika
gebraucht wird und dringend Urlaub benötigte.
Mittel/Nordamerika (4
Mannschaften) Hier setzten sich Costa Rica, die USA,
Kanada,
und Jamaika durch. Jamaika ist sicherlich eine Überraschung,
nicht aber Costa Rica, das auch schon 1999 dabei war. Diese Region ist
traditionell stark in dieser Altersklasse und so überrascht die Abwesenheit
von Honduras fast mehr als die der Mexikaner, während Kanadier und
US-Amerikaner durch ihr halbprofessionelles Schulsystem hier Vorteile besitzen
sollten.
Asien (4 Mannschaften)China,
Iran,
Iraq, und Japan heissen die 4 Finalteilnehmer, wobei der
Iraq im Iran überraschenderweise nicht nur das Halbfinale gegen den
Gastgeber (allerdings nach 0:0 und Elfmeterschiessen) sondern gleich das
ganze asiatische Finalturnier gewann. China hat sich in den letzten Jahren
als Stammgast etabliert, der zwar beeindruckt aber nicht besonders weit
kommt, doch Japan hatte mit seinen zahlreichen Supertalenten vor allem
im Mittelfeld bei der letzten WM in Nigeria eine überragende WM und
wurde Vizeweltmeister. OB man dieses wiederholen kann ist fraglich, es
waren doch zu viele Ausnahmetalente in jener Mannschaft.
Ozenanien (1 Mannschaft)
Das entscheidene Play-Off- Spiel hiess mal wieder Neuseeland gegen Australien
und letztere gewanne wie meist. Die Mannschaft wird wie so oft ein starker
und unbequemer Gegner sein, doch gegen Neuseeland brauchte man dieses Mal
ein Golden Goal...
Favoriten sind also
bei dieser Zusammenstellung des Feldes also eindeutig die Südamerikaner,
allen voran Argentinien und Brasilien. Das besondere an diesen Turnieren
sind aber die Sternschnuppen, die meist den ganz grossen Erfolg nicht schaffen,
jedoch die Zuschauer begeistern.
Man darf gespannt sein,
wer's diesmal ist. |