ausserdem hier:
> vor dem Halbfinale
letzte Woche :
> Sammy
Kuffour rausgeschmissen, Torsinflut beim Afrikacup
vor dem Halbfinale
Die grossen Favoriten Kamerun,
Nigeria und Senegal haben wie erwartet das Halbfinale erreicht und dies
souveräner als je zuvor. Nicht ein einziges Gegentor kassierten die
drei WM-Teilnehmer in ihren jeweils 4 bisherigen Spielen.
Doch während diese
beeindruckende Bilanz das teilweise wenig glanzvolle eigene Spiel der Nigerianer
und Senegalesen (Torverhältnis 3:0 bzw. 4:0) etwas beschönigt,
beeindruckten die unbezähmbaren Löwen von Kamerun als
wahre Könige der Steppe. Beeindruckende Dominanz in den Zweikämpfen,
gerade im Viertelfinale gegen Ägypten, Geduld, Tempowechsel, relativ
grosse Disziplin und Konzentration: in dieser Form, bei diesem Wetter und
auf diesem Boden sind Kamerun aufgrund ihrer Zweikampfstärke möglicherweise
allen Mannschaften der Welt überlegen. Einziges Manko bisher sind
bei 7:0 Toren noch die vergebenen Grosschancen.
Doch das heisst noch nicht,
dass Kamerun den Titel schon gewonnen hat. Denn im Halbfinale stehen bezeichnenderweise
nämlich eben jene 4 Mannschaften die individuelle Zweikampfstärke
(dazu zählt auch die Technik am Ball) mit relativer Ordnung und Disziplin
verknüpft haben, zum grössten Teil über Jahre geschult in
europäischen Ligen.
Die Ausnahme Mali macht
die fehlende Erfahrung durch die gute Grundausbildung der damals jugendlichen
Spieler wieder wett, hat aber auch schon ein paar erprobte Erstligaspieler
aus Frankreich oder Deutschland (Diarra, S.Coulibaly) in ihren Reihen.
Die Mannschaft dominierte das Mittelfeld verblüffenderweise sogar
im Gruppenspiel gegen Nigeria und hat in ihren letzten Spielen auch an
Torgefährlichkeit zugenommen. Trotzdem ist Kamerun Favorit.
Nigeria wurde wie
einigen anderen Favoriten das ökonomische Spiel vorgeworfen. Dies
ist leicht gesagt, sind doch die Mannschaften, die ihr Spiel nicht den
Umständen angepasst haben, allen voran Tunesien und die Elfenbeinküste,
frustriert ausgeschieden. Doch tatsächlich enttäuschten die Nigerianer
in zweierlei Hinsicht: Sie begnügten sich nach alter afrikanischer
Sitte mit dem Gefühl der Überlegenheit und meisrt einer knappen
1:0 Führung, fielen aber vor lauter Selbstsicherheit hin und wieder
in einen Sekundenschlaf, den stärkere Gegner als Liberia oder Ghana
sicher ausgenutzt hätten.
Ausserdem spielten sie drei
ihrer Spiele im grossen Stadion in Bamako, wo der Rasen um einiges besser
ist und so auch ein schnelleres Pass-Spiel ermöglicht.
Da die 'Super Eagles' von
ihrem spielerischen Potential noch am meisten zusetzen können, sollte
man sie nicht vorzeitig abschreiben. Zumal sie ihre Halbfiinalgegner wohl
kaum unterschätzen dürften und eine stellenweise Lauffaulheit
hier abstellen müssten.
Senegal gewann seinen
Halbfinalplatz durch Disziplin, Kampfgeist, Zweikampfstärke und einfaches
Spiel. Doch rund lief es noch nicht bei der neuen dritten Kraft des afrikanischen
Fussballs, gegen Nigeria müssen sich die kreativen Spieler noch erheblich
steigern. Positiv, dass die Mannschaft trotzdem in der Lage war, das Spiel
im Viertelfinale gegen die DR Kongo per guter Defensivarbeit und mit Standardsituation
vorzuentscheiden.
Insgesamt wurde allgemeine
Kritik an der teils vorsichtigen Spielweise der Mannschaften laut. So war
es auch auffällig, das nur Kamerun (und vielleicht Senegal) eine perfekte
Dosierung von Pressing fand und sich andere Mannschaften gerade auch in
der Nachmittagshitze zum Teil damit begnügten, sich bei Ballbesitz
des Gegners völlig in die eigene Hälfte zurückzuziehen (und
auszuruhen). Doch von ungefähr kommt diese Spielweise nicht, so traten
Senegal, Ägypten, Tunesien, Marokko bei anderen Umständen in
der WM-Qualifikation anders auf, es scheint ein Phänomen dieses Turniers
zu sein. Im Prinzip erinnert der Fussball mehr an den Afrikacup vor 10
Jahren als an den in ähnlichen Umständen ausgetragenen 1998 in
Burkina Faso, doch sollte man dem nicht zuviel Bedeutung beimessen.
In einem Turnier in dem
die Vertreter des gepflegten schnellen Kurzpassspiels (Tunesien, Marokko,
Ägypten, und auch Elfenbeinküste) nicht zuletzt aufgrund der
Verhältnisse (Hitze, holpriger Boden) keine Chance hatten, zeigten
allerdings die Kameruner zum Beispiel gegen Ägypten wie effektiv man
auch gegen solch technisch versierte Gegner ein punktuelles Pressing einsetzen
kann.
Doch noch andere Begleitumstände
beeinflussen die Form: während die Nigerianer ihre Funktionäre
schon wieder verdächtigen, ihnen zustehende Zahlungen 'einbehalten'
zu wollen und mit Trainingsstreik drohen, ist Kamerun aus dem 4-Sterne
Hotel in Bamako, in dem die Mannschaften untergebracht sind, Hals über
Kopf wieder ausgezogen und haben sich eine ruhige Notunterkunft am Rande
der Stadt gesucht.
Nachdem die Löwen ihre
bisherigen Spiele im ruhigen Sikasso austrugen, war die Teamleitung von
der Hektik und den Ablenkungen des Grosstadthotels wenig angetan.
Dort tummeln sich zahlreiche
Journalisten, Fans, Währungsdealer und auch Frauen, die gerne schon
einmal 'Jagd' auf die grossen und zudem reichen Stars machen. Ein Problem
mit dem berühmte Auswärtsmannschaften in Afrika schon mal hin
und wieder konfrontiert werden. Nicht ganz ungern gesehen beim Gastgeber,
wenn dieser 24 Stunden später gegen ein solches Team antreten muss...
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